Milan Deal - Maxi Lopez |
Am Wochenende stand derweil mal wieder die Premier League auf dem Programm. Zu Gast kamen die Überflieger von Newcastle United, die Überraschungsmannschaft der aktuellen Saison.
Bei beiden Mannschaften fehlte indes wichtiges Personal: Bei Fulham der Belgier Dembele, der im Übrigen in den letzten Wochen zwar nicht effektiver, aber dennoch spielbestimmender geworden ist, bei Newcastle die Afrikaner Ba, Cisse und Cheick Tiote, die defensive Dampfwalze der Magpies.
Dafür spielten der von mir sehr geschätzte Leon Best, Shola Ameobi und der starke Danny Guthrie.
Dembeles Verlust wurde von Jol kompensiert, indem er Steve Sidwell in die Mannschaft zurückbeorderte.
Newcastle hatte zuvor drei Premier League-Siege in Folge zu verzeichnen. Und das nicht gegen Laufkundschaft, sondern unter anderem über den amtierenden Meister, Manchester United. Die Red Devils fegten sie im heimischen St. James's Park (ich verweigere mich hiermit gegen den neuen Namen Sportsdirect Arena!) sogar mit 3-0 vom Platz. Darauf folgte ein FA-Cup-Sieg gegen Blackburn sowie ein solides 1-0 über die seit kurzem von unserem ambitionierten Ex-Manager Mark Hughes trainierten Queens Park Rangers.
Fulham indes hatte grade krachend mit 1-3 gegen die Blackburn Rovers verloren, die zu allem Überfluss noch über 60 Minuten zu zehnt spielten.
Die Rollen waren also klar verteilt, und so verlief auch die erste Halbzeit. Fulham bot die vielleicht schlechteste Leistung seit dem Aufstieg vor fast 11 Jahren. Total katastrophal. Senderos erprobte, wie nah man einem Eigentor kommen kann, Hangeland bolzte völlig unnötig Klärungsversuche direkt in die Füße der starken Newcastle-Mittelfeldakteure Cabaye und Guthrie, Murphy kriegte keinen Fuß auf den Boden, Dempsey, Zamora waren de facto unsichtbar, während man bei Bryan Ruiz das "de facto" streichen kann. War er überhaupt da? Riise und Duff waren als einzige wirklich dabei und versuchten, ein bisschen Druck zu machen, scheiterten jedoch an der starken rechten Seite der Magpies mit RV Simpson und dem Flügelmann Ben Arfa, der bei Newcastle unerklärlicherweise nicht in die Startelf kommt. Auch sein Konterpart Gutierrez war sackstark auf der linken Offensivseite.
Der schon angesprochene Steve Sidwell schaffte es, die Wirkung der Schaltzentrale der Barcodes, also Cabaye und Guthrie, einigermaßen gering zu halten, doch als er den Platz in der 37. Minute verlassen musste, war man komplett formlos und verunsichert unterwegs. Für ihn kam Andy Johnson. Der sollte zwar später noch wichtig werden, doch für's Erste sorgte AJs Einwechslung dafür, dass man die defensive Form vollends verlor.
Powerful - Danny Guthrie beim 1-0 für Newcastle |
Die muss auch Jol erwartet haben, denn zur zweiten Halbzeit kam eine komplett veränderte Truppe auf den Rasen. Aus der geprügelten Truppe, die mit hängenden Köpfen in die Kabinen getrottet war, war eine Mannschaft geworden. Jol behob sofort seinen taktischen Fehler, indem er Chris Baird für Ruiz einwechselte und den Nordiren neben Skipper Danny Murphy beorderte. Fortan spielten die Whites etwas, was eine Mischung aus einem waschechten 4-4-2 und einem 4-3-3 darstellte. Johnson und Zamora bildeten die Sturmspitze, während Duff auf dem rechten Flügel wirbelte. Dempsey, der im echten 4-4-2 irgendwo links gespielt hätte, war derweil eher überall zu finden, zumeist zentral. Dahinter Murphy und - der eigentliche Showmaster des Abends - Chris Baird.
Ich habe Baird immer für massiv unterschätzt gehalten, insbesondere, was seine kreativen Qualitäten anbetrifft. Im zentralen Mittelfeld sehe ich ihn am Besten. Er hat Pässe drauf, die man ansonsten von Leuten wie Xavi oder früher Deco sieht: Lange Bälle, genau in den Fuß seiner Mitspieler. Aber auch die kurzen, schnellen, tödlichen Pässe beherrschft er. Zudem kann er Murphy nahezu perfekt abschirmen, was im 4-4-2 auch dringend nötig ist, denn hier macht der Oldie das Spiel, während er in anderen Formationen von den Kreativköpfen Dembele und Ruiz entlastet wird.
Das lineup der zweiten Halbzeit |
Jols Formation in Halbzeit Eins |
Bereits in der 52. Minute zeigte sich, dass sich Jol's Kühnheit gelohnt hatte. Nach einem langen Ball lief Damien Duff dem Ball hinterher und wurde an der Strafraumgrenze von Santon gelegt. War es ein Elfmeter, oder doch ein Freistoss? Im Nachhinein schwer zu beantworten: Lee Mason, der die Aktion von seiner Position aus nicht ausreichend beurteilen konnte, wendete sich an die Linienrichterin, Sian Massey. Die entschied auf Elfmeter. Das war vermutlich die falsche Entscheidung, auch wenn man Masseys Entscheidung durchaus nachvollziehen kann, denn die Aktion ging in den Strafraum hinein. Was den Übeltäter betrifft, so kam Davide Santon glimpflich davon: Eigentlich wäre das eine zweite Gelbe gewesen. Er musste den Platz jedoch nicht verlassen.
Den Elfmeter verwandelte Danny Murphy trotzdem.
In der Folge versuchte Newcastle, die Führung wiederherzustellen. Doch es war Andy Johnson, der in der 59. Minute den nächsten Impuls setzte. Er tanzte den weit aufgerückten Innenverteidiger Mike Williamson aus und konnte so Newcastle's hoch stehende Defensivreihe offenlegen. In die Lücken spritzten Bobby Zamora und Clint Dempsey.
AJ öffnet das Spiel - eingekreist: Der ausgespielte Mike Williamson |
Johnson, der in der ihm eigenen Art Fahrt aufgenommen hatte, legte den Ball auf rechts zu Zamora. Bobby schoss - zwar konnte Keeper Tim Krul den Schuss parieren, doch musste Dempsey den rebound nur noch einschieben. Innerhalb von sieben Minuten hatte Fulham die Partie gedreht.
Und es kam noch besser: Zwei weitere Tore folgten. Bobby Zamora spielte einen schönen Pass, erneut auf Clint Dempsey, der Tim Krul verlud und das 3-1 schoss. Zamora selbst verwandelte mit brachialer Urgewalt einen Elfmeter, nachdem Krul AJ im Strafraum zu Fall gebracht hatte. 4-1.
Innerhalb von 20 Minuten durfte Fulhams Offensivquartett im Grunde machen, was es wollte. Danny Murphy und Chris Baird hatten im Mittelfeld die Dominanz von Cabaye und Guthrie komplett gebrochen, die beiden regelrecht auseinandergenommen.
Newcastle war faktisch gebrochen, doch kurz vor Schluss konnte die Toon Army im Putney End doch noch einmal hoffen: Der unberechenbare (für Mit- und Gegenspieler!) Hatem Ben Arfa spielte den ansonsten starken John Arne Riise schwindelig und traf zum 4-2.
High Flyin'- Clint Dempsey |
Doch der Abend gehörte einem anderen: Clint Dempsey.
Der Texaner schoss in der 89. Minute erneut ein - und es war ein wahrhaft historischer Moment für den Mann aus Nacogdoches: Der erste Premier League-hat-trick eines US-Amerikaners. Sein erster Premier League-hat-trick. Und wieder gab der wiedererstarkte Bobby Zamora die Vorlage. Dempsey, wie immer ständig in Bewegung, schlüpfte zwischen den hüftsteifen Coloccini und Williamson hindurch und schob an Krul vorbei ein - 5-2. Der Endstand. Nach 0-1 zur Halbzeit. Und der Verdienst? Dempsey, Jol, Zamora, Duff, Johnson, Baird. Alle hatten sie ihren Verdienst. Respekt an Jol: Nicht viele Manager haben die Eier, ihren eigenen Stareinkauf runterzunehmen und auf eine alte Formation umzuschalten. Aber es war der genau richtige Schritt, ein Schritt, mit dem Toon-Manager und Fulham-Fan Alan Pardew nicht rechnete. Allerdings muss er sich auch fragen, was mit seiner Mannschaft los war, die zwischenzeitlich Auflösungserscheinungen zeigte.
Match Winners - Dempsey und Martin Jol |
Die Mannschaft spielt derzeit so verrückt, positiv wie negativ, da ist es denen allemal zuzutrauen, auch hier was zählbares zu holen.
Ups and Downs, isn't it?
Mr Fulham
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