Freitag, 30. März 2012

Swede Dreams

Er kann mit sich zufrieden sein, dieser Alex Kacaniklic.
Der 20-jährige Flügelspieler konnte restlos überzeugen während seiner Leihe bei Zweitligist Watford.

Bei den Hornets spielte der Schwede zwölfmal, entwickelte sich vom Youngster ohne Profierfahrung zum offensiven Dreh- und Angelpunkt der Hornissen, die in dieser Zeit einen unglaublichen Run hinlegten.

Kacaniklic kam im Sommer 2010 zusammen mit Lauri Dalla Valle vom FC Liverpool. Im Gegenzug ging Paul Konchesky für 4 Millionen zu den Reds.
Die beiden Jungstars - Dalla Valle eilte ein ungleich größerer Ruf voraus - wurden in Billy McKinlays Reserves aufgenommen.

Dadurch verschwanden die beiden vorerst in der Versenkung. Doch Kacaniklic setzte, ähnlich dem Italiener Marcello Trotta, Duftmarken während der Auftritte im Rahmen der Reserve-Partien.

Dort ließ er vor allem in der ersten Hälfte dieser Saison aufhorchen, als er in 12 Spielen der Reserveliga drei Tore und zehn Vorlagen erzielte. Schon hier fiel er auf dem linken Flügel auf, als spiel- und passstarker Kreativspieler, der immer mit dem Auge für den besser postierten Nebenmann Angriffe inszinierte.
Breakthrough Campaign - Alex Kacaniklic (Foto: Sky)
Kacaniklic war auch nahe am First Team, gegen Sunderland saß er sogar erstmals auf der Bank. Doch eine Verletzung verhinderte einen Aufstieg und frühere Einsätze in der ersten Mannschaft, wie sie beispielweise Kerim Frei aufweisen konnte.

Im Januar schließlich wurde "Kaca" an den FC Watford verliehen. Und dort machte er weiter: Ein ganz wichtiges Tor zum 3-2-Comeback-Sieg gegen den FC Burnley sowie sechs Vorlagen in 12 Spielen - anders als Marcello Trotta, der bei den Hornets nur eine einzige Partie machte, wurde Kacaniklic zu einem Schlüsselspieler im Spiel Watfords.
Zusammen mit dem jungen Sean Murray führte er das Team bis auf 13 vor - nachdem sich das Team zuvor Abstiegssorgen machen musste.

Jol reagierte - und beorderte den jungen Schweden mithilfe einer 24-Stunden-Rückholklausel zurück.
Denn bei den letzten Spielen - nach drei Siegen nun drei Niederlagen in Folge - fiel vor allem ein Problem auf: Die fehlende Breite des Spieles. Dempsey, Dembele, Ruiz, Duff, Frei - alle ziehen lieber durch die Mitte.
Es fehlt ein Flügelspieler, der auf der Außenbahn bleibt. Frei, der zuletzt auf links aufgeboten wurde, zieht grundsätzlich IMMER nach innen.
Dadurch ist er sehr leicht ausrechenbar.  Stattdessen sollte man ihn, meiner Meinung nach, mal nach rechts verlagern und Kacaniklic auf links aufbieten. Da könnte das Team profitieren, Frei könnte eine Rolle spielen, wie sie beispielsweise auch Mario Götze ausfüllt. Druckvoll, schnell und trickreich. Da steckt noch Potential.

Und Kacaniklic kann Pogrebnyak und Dempsey mit Flanken füttern und vielleicht auch die Standardsituationen verbessern.

Gegen Norwich wird er am morgigen Samstag (16.00 Uhr) in jedem Fall zum zweiten Mal in dieser Saison im Kader sein.



Ich setze große Hoffnungen in Kaca.

In diesem Sinne,
Mr Fulham

Montag, 19. März 2012

Das Bryan Ruiz Enigma

"Er ist kein Stürmer!"

Martin Jol ist sich sicher. Sein Gala-Einkauf Bryan Jafet Ruiz Gonzalez macht sich am besten im Mittelfeld.

Doch nach enttäuschenden ersten sieben Monaten beim FC Fulham fällt es schwer, noch an den Costa Ricaner zu glauben.

Fulham scheint nicht eben ein gutes Händchen zu haben, wenn es um Großinvestitionen geht: Steve Marlet, für den man 2001 fast 17 Millionen Euro ausgab, war der erste dieser Einkäufe. Ein Flop. Nur sieben Tore gab es vom hochdekorierten französischen Nationalspieler nach seinem Wechsel aus Lyon. In über 50 Spielen.

Der nächste big transfer war Diomansy Kamara. Auch der war, von einigen wichtigen Implusen abgesehen, ein Fehltransfer. Er kam 2007 für knap 10 Millionen von West Brom.
Auch Andy Johnson muss man wohl in diese Kategorie zählen, wenn man ihn an der hohen Erwartungshaltung misst. Aber es kam in über 85 Spielen auch nicht zu mehr als 13 Toren in der Premier League.
Sieben davon in seiner ersten Saison 2008/09, die an seinen 13 Millionen-Transfer von Everton anschloss. Eher enttäuschend.

Und jetzt scheint Bryan Ruiz sich da nahtlos einzureihen. Der ehemalige Eredivise-Topstar, der für 12 Millionen Euro aus Enschede kam, schoss bisher 2 Tore in 24 Spielen. Er wird von Jol, getreu seiner Aussage nahezu immer im Mittelfeld eingesetzt. Meistens auf seinem rechten Flügel.

Searching form - Bryan Ruiz

Wenn man sich die Statistiken anguckt, muss man das wohl als Fehler bezeichnen. Er ist einfach kein Flügelspieler.
Er ist am besten als hängende Spitze oder variablem zweitem Stürmer, wie die Statistiken in Holland beziehungsweise für die Costa Ricaner zeigen. Immer zusammen mit einer klassischen #9 und einem klasisschen Spielmacher. Meist auch einem klaren linken Flügelspieler.

So spielte er beispielweise in seiner ersten Saison bei Twente. Nominell ein 4-3-3 mit Blaie N'Kufo oder Luuk de Jong in der Sturmspitze und Kenneth Perez im Mittelfeld. Miroslav Stoch spielte auf dem linken Flügel. Ruiz spielte zwar wie bei Fulham auf rechts, jedoch in einer wesentlich freieren Rolle und ohne verbautes Zentrum. 24 Tore und neun Vorlagen waren die Folge. Das ist bei Fulham der Fall, da Dempsey, Pogrebnyak und vor allem Andy Johnson immer wieder in der Mitte sind.

Womit wir bei der Systemkritik sind. Ein 4-4-2, was von Jol derzeit präferiert wird, ist schlicht und einfach nicht mehr zeitgemäß, ganz besonders nicht gegen spielende Teams.
Gegen Mannschaften wie Stoke oder Wolverhampton kann man das gerne machen, aber wenn man dann gegen Teams wie Swansea City oder ManCity spielen soll, bekommt die Mannschaft Probleme.

Das Mittelfeld ist der entscheidende Ort. Mit einem Zweier-Zentrum kann man gegen drei zentrale Mittelfeldspieler nicht bestehen, vor allem, wenn sie so agil sind wie Britton, Allen und Sigurdsson heißen.

Da Swansea ebenso zwei pfeilschnelle Flügelspieler hat, Scott Sinclair und Wayne Routledge, wurde das Vierermittelfeld völlig auseinandergezogen, wie eine Ziehharmonika.
Wenn das Zweierzentrum dann noch gebildet wird aus einem eingerosteten Ex-Weltstar und einem eigentlichen offensiven Mittelfeldspieler, dann ist ein Desaster vorprogrammiert. Denn gegen Swansea setzte Jol erstmals auf Mahamadou Diarra und Moussa Dembele in der Mitte.

Da der defensivschwache Ruiz an Stelle von Damien Duff spielte, war Stephen Kelly gegen Sinclair völlig überfordert.
Darauf folgten 3 Gegentore. Und eine der schlechtesten Matches der Saison.

Und das nach zuletzt drei Siegen in Folge.

Eine Systemumstellung ist dringend erforderlich. Nur scheint Jol der einzige holländische Manager unter der Sonne zu sein, der lieber 4-4-2 als 4-3-3 spielt. Das hat er sogar bei Ajax gebracht.

Hoffen wir auf einen Gesinnungswandel und eine Abkehr von diesem gestrigen System. Auch Bryan Ruiz würde dies zweifellos helfen.


In diesem Sinne,
Mr Fulham

Samstag, 3. März 2012

"Unser Mann in London"

Er ist eine Klub-Legende, immer noch. Ein echter Fan-Liebling.

A humorous Westphalian - Volz bei der Buchpräsentation
Jetzt hat der gebürtige Siegener Moritz Volz ein Buch geschrieben. Der Rechtsverteidiger, der inzwischen in der Zweiten Bundesliga beim Hamburger Kiezklub St.Pauli kickt, spielte zwischen 2002 und 2008 für den FC Fulham und hinterließ, man kann es nicht anders sagen, bei Verantwortlichen und Fans einen bleibenden Eindruck. Nicht nur die Tatsache, dass er das 15.000 Tor der Premier League-Geschichte erzielte, macht "Volzy" zu etwas ganz besonderem. Er ist einfach ein Original.
Und auch sein erstes Buch, das heute veröffentlicht wurde, passt in diese Kategorie. Gespickt vor allem mit Anekdoten über seine Zeit bei Fulham, in London. Beispielsweise, wie er mit Fahrrad oder U-Bahn (wie es übrigens bisweilen heute noch Brede Hangeland tut) zu Heimspielen gekurvt ist, oder wie er sich als David Hasselhoff in Baywatch-Outfit hat ablichten lassen. Die Werbung auf dem Buchrücken gibt einen groben Eindruck:
Mit 16 ging Moritz Volz nach England, um in der Premier League Fußball zu spielen – und blieb elf Jahre. Er wurde, was sich Engländer nicht vorstellen konnten: ein Deutscher, der sie zum Lachen bringt. Mit feiner Ironie und genauem Blick für das Skurrile und Schöne erzählt Moritz Volz von seinem Leben in London: Begegnungen mit englischen Handwerkern und deutschen Touristen, britischem Humor, Londoner Pubmannschaften und seinem Versuch, Kricket zu verstehen. Eine Hommage an eine schillernde Weltstadt und ein spleeniges Land.

Fulham hat Volz eine ganze Menge zu verdanken. Er hat den Fulham-Fan zur Bockwurst gebracht. Er hat den Verein in Deutschland salonfähig gemacht. Er hat mit seinem Jubiläumstor einen Platz in den Geschichtsbüchern gesichert. Er hat die Fans zum Lachen gebracht. Er war überaus loyal und kommentierte bei Fulhams Europa League-Finale für einen britischen Fernsehsender mit. Und er ist nicht nur bei Fulham beliebt.
Der renommierte Guardian urteilte 2006 über den launigen Defensivallrounder:
„Er ist ein Deutscher mit Sinn für Humor. Mehr noch, er ist ein deutscher Fußballer mit Sinn für Humor.“
So ein Satz kommt, von einer britischen Zeitung gedruckt, einem Ritterschlag gleich. Volz hat geholfen, den bisweilen nach wie vor verzerrten Blick der Engländer auf die Deutschen deutlich zu verbessern - mit Humor und einer Charaktereigenschaft, die auch die Engländer an sich selbst so schätzen: einem gewissen Hang zur "Spleenigkeit". Volzy hat die Menschen genauso genommen. Und die Menschen gaben es ihm zurück. Es hat den Menschen auf der Insel geholfen, die  Deutschen ein bisschen besser zu verstehen. Vielleicht hilft uns das Buch, das auch im umgekehrten Sinne zu tun.

Moritz Volz, ein Kulturbotschafter der ganz besonderen Art.

 Für weitere Informationen, checkt bitte auch Volzy's tolle Internetseite, www.volzy.com


In diesem Sinne,
 See him cycling down the Fulham Road
A German sausage in his hand
He plays football, but he hardly every scores
He dreams of Knightrider and the Fatherland.

Mr Fulham