Freitag, 14. September 2012

Weird Weeks

Das Sommer-Transferfenster ist Geschichte. Und für Fulham brachte es zahlreiche einschneidende Veränderungen.

Wie sich bereits über die letzten Wochen angedeutet hatte, hat Clint Dempsey Fulham verlassen. Er wechselt für knapp 7,5 Millionen zu den Tottenham Hotspurs.
Damit folgt er Moussa Dembele, der zwei Tage vorher zur Überraschung der Fans ebenfalls zu den Spurs gewechselt war. Er kostete über 19 Millionen Euro.

Damit verließen also die beiden besten Spieler der vergangenen Saison den Verein. Ersetzt wurden sie mit drei Spielern, die allesamt am Deadline Day, also am 31.08. zum Verein stießen.

Kieran Richardson (Sunderland) und Ashkan Dejagah (Wolfsburg) kamen für jeweils zweieinhalb Millionen Euro, und der ManUtd-Starstürmer Dimitar Berbatov, der für knapp fünf Millionen Euro zu Fulham stieß.

Hier trifft er auf seinen ehemaligen Trainer Martin Jol, mit dem er schon bei Tottenham erfolgreich zusammenarbeitete. Die Verpflichtung von Berbatov stellt einen Coup für Fulham dar, gleichzeitig verpasste man es jedoch, in den vergangenen Tagen Ersatz für Moussa Dembele zu holen.

Das ist ein Vorwurf, den sich die Vereinsführung gefallen lassen muss - man hat es im zentralen Mittelfeld vermasselt. Den Starspieler und den Vereinskapitän hat man ersatzlos abgegeben. Angebote für Tom Huddlestone, Vadis Odjidja-Ofoe und Wilson Palacios scheiterten am Deadline Day. Ein Loch ist entstanden, dass man bis Januar irgendwie notdürftig stopfen muss.

Dabei soll der griechische Oldie Georgios Karagounis mithelfen, der für ein Jahr von Panathinaikos kommt, wo er am Ende der vergangenen Saison keinen neuen Vertrag erhalten hatte. Man darf gespannt sein, ob das reicht, um den Starspieler zu ersetzen.

Richardson und Dejagah sind sicher vernünftige Alternativen zum verhandenen Personal. Gleichzeitig fehlt der Spielgestalter. Ich bin nicht sicher, ob Bryan Ruiz diese Lücke füllen kann - aber mit Berbatov, der bei der 0-3-Niederlage bei West Ham sein Debüt gab (ebenso wie Richardson) hat er ja einen spielgestaltenden Offensivspieler vor sich.

Im Mittelfeld müssen Sidwell und Diarra nun zeigen, dass es auch ohne Dembele gehen kann. Das wird hart, aber es muss funktionieren.

Auf eine (trotz allem) erfolgreiche Saison.

Mr Fulham

Samstag, 18. August 2012

League Leaders - Did you see that, Clint?

Ja, das stimmt so.

Das erste Match der neuen Saison stand am heutigen Samstag gegen Norwich City an - und die Mannschaft zeigte sich auf den Punkt fit. Mit 5-0 fegten die Jungs von Martin Jol die überforderten Canaries vom Platz und dürfen sich jetzt, gemeinsam mit Swansea, die QPR an der Loftus Road ebenfalls mit fünf Toren deklassierten, Spitzenreiter nennen.

Ein Auftakt nach Maß für die Mannschaft, die ohne Starspieler Clint Dempsey auskommen musste. Für den US-Boy stehen die Zeichen auf Abschied, das gab Jol am gestrigen Freitag bekannt. Man werde ihn verkaufen, weil Dempsey das so wolle.

Die Klublegende hatte die letzten Wochen nicht mit der Mannschaft trainiert und ein Transfer zu Liverpool schien schon ausgemacht, doch Jol sagte: 'Wir haben kein Angebot erhalten.'
Die ganze Situation sei 'peinlich', so der Holländer weiter.

Wenn es kein Gebot mehr gebe, werde Dempsey bleiben, sonst werde man ihn verkaufen. Aber über den Tisch wird man sich nicht ziehen lassen. Das wurde bei der PK mehr als deutlich.

Das Tischtuch ist jedoch zerschnitten, das wurde spätestens klar, als Dempsey auf Twitter nachlegte. 'There are two sides of the story' und 'the truth will come out soon'.

Man wird sehen, was da noch passiert. Man soll Dempsey jedenfalls eine Geldstrafe aufgebrummt haben.

Doch zurück zu erfreulichen Dingen. Nach einem eher mauen Start in die Partie kam Fulham immer besser auf Touren, und John Arne Riise sowie Mladen Petric vergaben vor der 20. Minute erste gute Chancen.

Doch es war Oldie Damien Duff, der den Torreigen eröffnete. Nach 24 Minuten nahm er einen Steilpass von Riise geschickt mit und schob ein - 1-0 für die Whites.

Noch vor der Pause legten die Cottagers nach - 2-0 hieß es in Minute 41. Nach Ecke Duff war es der Neuzugang Mladen Petric, der bei seinem Debüt per Kopf einnetzte. Der Kuchen war also schon vor der Halbzeit de facto gegessen, denn Norwich fand überhaupt nicht statt.

Doing The Double - Mladen Petric (l.) mit Mahamadou Diarra


Daran änderte sich auch nach dem Seitenwechsel nichts - Fulham spielte souverän seinen Stiefel runter, das ganze Team war äußerst motiviert. Vor allem Bryan Ruiz und Petric waren jedoch omnipräsent und setzten die Spieler aus East Anglia immer wieder unter Druck. Und so war es eine Kombination der beiden Offensivspieler, die das 3-0 markierte - wieder war es Mladen Petric, der traf. Der ehemalige Hamburger mit einem saustarken Debüt, denn kaum 10 Minuten später war er wieder involviert.

Ein toller Spielzug über Moussa Dembele und ebenjenem Petric wurde von Youngster Alex Kacaniklic vollendet. Was für eine Woche für den jungen Schweden. Geburtstag am 13., erstes Länderspiel für sein Land am 15., erstes Premier League-Tor am 18. - einfach nur Wow.

Doch damit war noch nicht Schluss - Petric wurde unmittelbar nach dem Tor ausgewechselt, unter stehenden Ovationen von 25,602 Menschen im beinahe vollen Craven Cottage. Läppische 98 Menschen haben gefehlt.

Es kam der zweite offensive Neuzugang, und auch Hugo Rodallega wusste später noch zu überzeugen. Auch kamen Pajtim Kasami für Damien Duff (auch Kasami machte ein starkes Spiel) und Steve Sidwell für den wie aufgedreht spielenden Bryan Ruiz - kein Wunder, der Mann feierte heute schließlich seinen 27. Geburtstag.

Der Schlusspunkt, das i-Tüpfelchen, das 5-0 für die Cottagers besorgte schließlich der fünf Minuten vorher eingewechselte Steve Sidwell. Ein Tor bei seiner Rückkehr nach einer langwierigen Verletzung, die ihn fast ein halbes Jahr aus der Bahn warf. Nach einer Ecke fand der mit aufgerückte Kapitän Brede Hangeland Hugo Rodallega, der im Strafraum zu Fall gebracht wurde.


Die Frage, wer den Elfmeter wohl treten würde, war schnell geklärt. Danny Murphy war weg, auch sein Ersatzmann Dempsey nicht dabei. Egal, sagte sich Sidwell, der einzige englische Spieler, der für Fulham heute aufgelaufen war, nahm sich den Ball und drosch ihn in die Maschen.


5-0, nicht übel.

In diesem Sinne -
Spitzenreiter Spitzenreiter Hey Hey Hey!
Mr Fulham

Cottage Talk - Clint Dempsey & Norwich Preview, 17.08.2012

Am Freitag war ich erstmals bei der bekannten Internetradiosendung Cottage Talk zu Gast. Als Co-Moderator besprach ich mit Russ Goldman sowie Lorcan O'Connor und Dan Crawford von HammyEnd.com die aktuellen Entwicklungen bezüglich Clint Dempsey.

Außerdem blickten wir voraus auf das Match gegen Norwich City am heutigen Samstag.


Falls ihr interessiert seid, hier könnt ihr die 90-minütige Radiosendung nochmals verfolgen.
http://www.cottagersconfidential.com/2012/8/17/3249429/cottage-talk-fulham-vs-norwich-preview-show


In diesem Sinne,
Bring it on.
Mr Fulham

Mittwoch, 8. August 2012

Rodallega Update

One in One - diese Quote hat nicht nur Mladen Petric in seinen Testspielen, sondern auch der zweite offensive Neuzugang der Cottagers, der Kolumbianer Hugo Rodallega.

Der trat heute zum Debüt im Fulham-Dress gegen die Milton Keynes Dons an - und traf, nach 81 Minuten zum 1-0 für die Whites, die heute in Orange spielten.

Es war ein klassisches Stürmertor, nach Flanke von Alex Kacaniklic versuchte der wiedergenesene Zdenek Grygera (erster richtiger Auftritt seit September!) sich mit einem Torschuss. Rodallega, der von Fulham Fans in Anlehnung an die britische TV-Serie Only Fools and Horses auch 'Dave' genannt wird (Link hier) roch den Braten und schob den Ball ins Tor. Das war auch der Endstand.

Rodallega war Anfang Juli ablösefrei von Wigan Athletic verpflichtet worden, nachdem man schon im Januar an ihm interessiert war - ein Transfer scheiterte an Andrew Johnson, der seinerzeit als Tauschobjekt angedacht war.
Kurz nach seinem Transfer verletzte sich der Kolumbianer jedoch leicht am Knöchel, arbeitete deshalb gemeinsam mit dem ebenfalls nicht fitten Clint Dempsey in London an seiner Fitness, während der Rest des Teams in Deutschland respektive der Schweiz unterwegs war.

Nun gab er im stadium:mk sein Comeback von der Verletzung und seinen Einstand für Fulham.

Steve Sidwell sagte heute über 'Rodagol':
Man kann an seinen Laufwegen erkennen, dass er, wenn er angespielt wird, Chancen kreieren und Tore schießen kann.


Debüt - Hugo 'Dave' Rodallega (Foto: fulhamfc.com)

Zwei Academy Boys debütierten außerdem - Innenverteidiger Dan Burn sowie der talentierte deutsche Mittelfeldspieler Ronnie Minkwitz. Pajtim Kasami kam zurück von den Olympischen Spielen und spielte im zentralen Mittelfeld.

Nach dem Spiel gegen die MK Dons äußerte sich Martin Jol außerdem zu anstehenden Transfers: Ein Mittelfeldspieler und zwei Stürmer sollen noch kommen.

Neben Matthew Jarvis, Peter Whittingham und Jordan Rhodes wird auch Chelsea-Stürmer Romelu Lukaku mit uns in Verbindung gebracht. Per Leihe, versteht sich.

In diesem Sinne,
Up the Dave.

Mr Fulham

Dienstag, 7. August 2012

The Wasted Days are History

Heute mal eine Zeile von Ian Brown, dem kreativen Kopf der Stone Roses.
Denn jetzt geht es Schlag auf Schlag. Das Transferfenster hat die Halbzeit überschritten, es geht in die heiße Phase.

Und bei Fulham geht es rund. Nach Andrew Johnson, Orlando Sa, Danny Murphy und Pavel Pogrebnyak haben im Laufe der vergangenen Tage noch weitere Spieler den Verein verlassen. Marcel Gecov verlässt den Verein nach nur einem Jahr wieder, nach nur zwei Premier League-Spielen. Der inzwischen 24-jährige Tscheche konnte sich nicht durchsetzen und geht nun für knapp 800.000€ zum KAA Gent nach Belgien.

Diese Woche nun kamen noch zwei Abgänge dazu. Zum einen hat Bjorn Helge Riise endlich einen neuen Verein gefunden. Der Norweger geht zurück in die Heimat zu seinem Ex-Verein Lillestrom.

Man Mountain - Dickson Etuhu
Zum anderen verlässt uns nach vier Jahren Dickson Etuhu. Der geht für knapp 2 Millionen € zu Danny Murphy nach Blackburn. Etuhu, inzwischen auch schon 30, war Stammspieler unter Hodgson und über weite Strecken auch unter Mark Hughes. Meistens im Gespann mit ebenjenem Danny Murphy, den er stets wie ein Bodyguard vor den Angriffen gegnerischer Mittelfeldspieler abgeschirmt hatte.

In dieser Rolle war er auch einer der Protagonisten der erfolgreichen Europa League-Saison, als man nur knapp im Finale gegen Atlético Madrid verlor. Etuhu erzielte den wichtigen Auswärtstreffer im Achtelfinal-Hinspiel gegen Juventus Turin (3-1), der eine Woche später das grandiose 4-1 überhaupt erst ermöglichte.

In der Folge fand sich Etuhu jedoch zunehmend auf der Ersatzbank wieder. Mark Hughes und insbesondere Martin Jol setzen mehr auf Spielgestaltung denn -zerstörung, und da passt der gigantische Nigerianer mit dem Bodybuilder-Körper nicht wirklich rein. Denn fußballerisch war das zu oft zu wenig vom in Nunhead, Greater London aufgewachsenen Defensivspezialisten - sodass er erst von Moussa Dembele, dann vom agilen und erfahrenen Mahamadou Diarra verdrängt wurde.

Jedoch muss man ihm hoch anrechnen, dass er stets versucht hat, diesen Platz wieder zu erobern. Er ist ein Kämpfer, und ich bin mir sicher, dass er mit Ol' Danny im Championship ordentlich aufräumen wird.

Danke für alles, Dickson!





Ein Wort noch zu Neuzugang Mladen Petric - der Mann ballert derzeit alles weg. 5 Testspiele hat er absolviert und dabei 5 Tore erzielt, eines schöner als das andere.

Vor wenigen Tagen ging es in Nizza gegen OGC - hier die Highlights vom komfortablen 0-4-Sieg. Tore durch Petric (Was für eine Bude!), Kacaniklic, Diarra und dem jungen Portugiesen Mesca.

http://www.ogcnice.com/actualite/newstv.php?clef=8214

In diesem Sinne,
The Wasted Days are History /
The Future is a Mystery

Mr Fulham

Samstag, 28. Juli 2012

Riverside Stand Update

Es gibt gute Nachrichten, wenn auch nur außerhalb des Fußballfeldes. Dennoch sind diese Nachrichten für die Zukunft Fulhams von entscheidender Bedeutung.

Vorgestern, am 26.07. trat das Hammersmith Council Planning Committee zusammen, um über den Neubau des Riverside Stands zu entscheiden. Und nach zwei Stunden Beratungszeit wurde den Plänen stattgegeben.

Ich hatte vor Monaten schonmal über die Pläne berichtet (siehe hier) die im Einzelnen einen völligen, modernen Neubau des 'eher hässlichen' (O-Ton Chancellor Nicholas Cotterill) derzeitigen Riverside Stands und eine Anhebung der Stadionkapazität von 25,700 auf 30,000 Plätze vorsehen - nun wurden diese Pläne von offizieller Seite durchgewunken, sodass die Bauarbeiten alsbald beginnen können.

Fulham CEO Alistair Mackinstosh sagte:
"Das sind überaus aufregende News und wir sind alle sehr erfreut über die Entscheidung. Das Craven Cottage ist ein Synonym für den FC Fulham und es ist absolut entscheidend, dass dem Club jegliche Möglichkeiten gegeben werden, um die bestehenden Einrichtungen weiterzuentwickeln, damit man sich auch in der Zukunft nach vorne bewegen kann, wettbewerbsfähig bleibt und langfristig in seinem Zuhause bleiben kann."


Riverside Stand aktuell

Die Pläne für den Ausbau

So sehen die Pläne des FC Fulham aus. Man wird sehen, wann sie umgesetzt werden. Sieht auf jeden Fall schnieke aus.

Exciting times,
Mr Fulham

Donnerstag, 12. Juli 2012

The Swing of the Silly Season

Seit zwei Wochen ist das Transferfenster nun offiziell auf. Die Vereine sind am Handeln, versuchen, nicht mehr benötigte Spieler abzugeben und neue Akteure zu verpflichten.

Bei Fulham plant Martin Jol einen Umbruch. Die Altstars Danny Murphy und Andrew Johnson, der Russe Pavel Pogrebnyak sowie der Ersatzsspieler Orlando Sá haben den Verein verlassen, Mittelfeldmann Bjorn Helge Riise könnte Fulham ebenfalls verlassen - Tromso interessiert sich für den Norweger.

Zudem ist die Zukunft der beiden Stars Moussa Dembele (24) und Clint Dempsey (29) ungewiss. Die Verträge beider Spieler laufen aus, was dazu führt, dass die Ablösesummen für die beiden nicht mehr allzu hoch ausfallen werden. Zudem wittern beide ihre Chance, endlich bei einem großen Klub unterzukommen.

Der US-Amerikaner Dempsey wird den Verein wohl ziemlich sicher verlassen, Arsenal und Liverpool sollen interessiert sein. Dempsey hat oft beteuert, dass es der Traum eines jeden Spielers ist, irgendwann in der Champions League zu spielen. Doch dazu müsste ein Vereinswechsel her.

Staying Or Leaving? - Dembele (l.) und Dempsey

Auch der jüngere Dembele möchte da mal hin. Schon bei seinem Transfer zu Fulham machte er daraus keinen Hehl. Fulham sei nur eine Zwischenstation. Deswegen auch nur die relativ kurze Vertragslaufzeit von drei Jahren. Potentielle Käufer sollten nicht abgeschreckt werden.

Eine geplante Vertragsverlängerung ließen beide Spieler bis dato platzen. Die Zeichen stehen auf Abschied.

Das bringt gewisse Probleme mit sich, vor allem für die Zeit, bis die beiden weg sind. Man kann nicht sofort in die Vollen gehen, weil sie noch da sind. Und wenn sie erst weg sind, steigt der Druck auf Martin Jol und Alistair Mackintosh von Tag zu Tag, Ersatz zu finden.

Das imponiert mir an deutschen Vereinen immer so - die gradezu schwäbische Gründlichkeit, mit der Kaderplanung betrieben wird. Beispiel Gladbach: Bei Reus und Neustädter, selbst bei Dante, war schnell klar, dass die nicht bleiben werden. Also hat man Deals gemacht und hat so unheimlichen Zeitgewinn verbucht - und so früh Ersatz beschaffen können, zumindest für Neustädter.

Bei Fulham sieht es so aus, als würde sich die Planung bis zum Deadline Day am 31. August hinziehen. Da läuft die Saison schon zwei Wochen, und selbst dann ist man nicht davor gefeiht, die beiden Topstars noch zu verlieren. Klar, je später im Transferfenster, desto höher wird die Ablöse, aber desto weniger wird eben auch die Zeit, um noch adäquat zu reagieren.
Im Januar konnte man das gut beobachten: Bobby Zamora verließ den Klub am letzten Tag, die Verhandlungen mit dem Ersatz, Lucas Barrios, scheiterten am Berater des Paraguayos. Und so musste man auf Pogrebnyak zurückgreifen. Das Risiko, in das man da gegangen ist, hat sich am Ende ausgezahlt, Pogrebnyak erzielte 6 Tore.
Und doch: Das hätte arg nach hinten losgehen können.

Trotz des Damoklesschwertes, was in Person der beiden 'Dems' noch über Jol/AliMac hängt, scheint die Tendenz da zu sein, früh im Sommer gewisse Weichen zu stellen: So hat man in den ersten zwei Wochen des Fensters schon drei neue Spieler verpflichtet - der im letzten Post schon angesprochene Mladen Petric, der ehemalige Wolfsburger Defensivallrounder Sascha Riether sowie - heute - der kolumbianische Stürmer Hugo Rodallega.
Die Stürmer kommen ablösefrei, Riether wird vom 1. FC Köln vorerst nur ausgeliehen.

Grade deshalb sind es gute Deals - auch wenn die Tatsache, dass alle drei quasi für lau kommen, schon Bedenken auslöst - hat man kein Geld zur Verfügung oder wird man die Mittel auf ein, zwei, vielleicht drei Topzugänge bündeln?

Die Frage bleibt offen, aber vorerst kann man sagen, dass das Fenster durchaus erfolgreich verlaufen ist.

Zu den einzelnen Spielern -

Mladen Petric

Petric (31) ist ein kroatischer Stürmer, der sein gesamtes Fußballerleben im deutschsprachigen Raum absolviert hat. Er fing an in der Schweiz (wo er seit seiner Kindheit lebte) beim FC Neuendorf und verbrachte seine ganz Jugend beim FC Baden. Über weitere Stationen in der Schweiz folgte 2007 schließlich der Wechsel nach Deutschland, zu Borussia Dortmund. Dort schoss er in einer Saison 13 Tore in 29 Spielen, und traf im DFB-Pokalfinale, das die Dortmunder erst in der Verlängerung gegen den FC Bayern verloren.
Nach Abschluss der Saison wechselte Petric im Tausch gegen Mohamed Zidan zum Hamburger SV (der damals vom jetzigen Fulham-Manager Martin Jol trainiert wurde), wo er nach und nach zum Kultstar avancierte und mit seinem ihm eigenen Torjubel (bei dem er wie der Liebesgott Amor einen Pfeil in die Zuschauermenge schießt) die Herzen der Hansestadt im Sturm eroberte (meine lyrischen Fähigkeiten werden echt unterschätzt, Anm. d. Red.).
Bei den Rothosen bleib er bis zum Ende der vergangenen Saison, als er wegen des mannschaftsinternen Umbauprogrammes keinen neuen Vertrag erhielt. Nach dem letzten Heimspiel für den HSV (einem 0-0 gegen Mainz) flossen Tränen beim Kroaten.
Mladen Petric (Foto: Fulhamfc.com)

Fulham-Fans ist Petric sicherlich vor allem durch sein atemberaubendes Freistosstor im Craven Cottage in Erinnerung, als er nach einem 0-0 in Hamburg im Europa League-Halbfinale das zwischenzeitliche 0-1 für den HSV erzielte (natürlich gewann Fulham am Ende noch spektakulär mit 2-1).

Martin Jol erinnerte sich also an seinen alten Schützling aus gemeinsamen Hamburger Tagen und brachte ihn nach London. Bei Fulham unterzeichnete Petric am 28.06.2012 einen Einjahresvertrag.

Er sagte: "Ich mag die Premier League und es war immer ein Wunsch von mir, mal in der Liga zu spielen. Ich habe vor zwei Jahren mit Hamburg gegen den Klub gespielt. Es war sehr schön, im Craven Cottage zu spielen mit der wundervollen Kulisse, und ich habe mich mit allen Offiziellen des Vereins, die ich seither getroffen habe, sehr gut verstanden."



Sascha Riether


Die Leihe von Riether (29), die am 06.07.2012 bekanntgegeben wurde, macht zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht so viel Sinn wie der Transfer von Petric. Denn weder auf der Rechtsverteidiger-Position (wo sich derzeit noch Kelly, Grygera und Baird tummeln) noch im defensiven Mittelfeld (Diarra, Sidwell, Etuhu, Gecov) besteht akuter Bedarf.
Dennoch ist es natürlich immer schön, einen so erfahrenen und konstanten Defensivspieler wie Riether im Verein zu wissen.
Er spielte, im breisgauischen Lahr geboren, seit 1998 für den SC Freiburg, bei dem er 2002 auch seinen Durchbruch schaffte - damals spielten die Breisgauer noch in Liga Zwei, waren aber damals schon für ihre ausgezeichnete Jugendarbeit bekannt.
2007 folgte der Wechsel zum aufstrebenden VfL Wolfsburg, mit dem er 2009 sogar Deutscher Meister wurde. Er war in dieser Saison einer der Leistungsträger auf der rechten Verteidigerposition und spielte sich sogar in die deutsche Nationalmannschaft, für die er zweimal auflief.
Sascha Riether (Foto: Fulhamfc.com)

Auch er ist Fulham-Fans aus der Europa League bekannt, als die Cottagers 2010 im Viertelfinale die Wolfsburger ausschalten konnten.

2011 wechselte er zum 1. FC Köln, und obwohl die Geißböcke am Saisonende abstiegen und er auf der eher ungewohnten Position im defensiven Mittelfeld eingesetzt wurde, war Riether eine der wenigen Konstanten in einer schwierigen Saison.

Dies hat offenbar auch Martin Jol erkannt, denn er lieh Riether für ein Jahr von Köln aus. Außerdem wurde eine Kaufoption vereinbart.

Riether sagte: "Ich bin sehr zufrieden, dass ich jetzt unterschrieben habe. Es fühlt sich an, als hätte ich eine lange Pause vom Fußball gehabt. Für mich ist es eine neue Herausforderung in einem neuen Land. Fulham ist ein guter Klub, mit einer langen Tradition und ich bin froh, hier zu sein. Ich habe hier einmal mit dem VfL Wolfsburg gespielt und ich erinnere mich, dass das Craven Cottage ein tolles Stadion mit tollen Fans ist. Ich hoffe, ich werde hier eine tolle Saison haben."


Hugo Rodallega

Vor wenigen Stunden wurde vom Verein auch die dritte Verpflichtung des Sommers bekanntgegeben: Der Kolumbianer Hugo Rodallega (26) kommt ablösefrei von Wigan Athletic und unterschreibt einen Vertrag bis 2015.
Rodallega ist Fulham-Fans vor allem durch sein Tor im DW Stadium bekannt, als er das zwischenzeitliche 1-0 für Wigan gegen die Cottagers erzielte. Am Ende ging das Spiel 1-1 aus.

Hugo Rodallega (Foto: Fulhamfc.com)
Rodallega begann seine Karriere in Kolumbien und spielte von 2004 bis 2006 für Deportes Quidío und Deportivo Cali in der ersten kolumbianischen Liga. Mit guten Leistungen erregte der Nationalspieler das Interesse ausländischer Klubs, und 2006 folgte der Wechsel zum CF Monterrey nach Mexiko. Bei  den Rayados schaffte er es jedoch nicht an seine Form anzuknüpfen und er wechselte zu Necaxa. Bei den Rayos wiederrum wusste Rodallega zu überzeugen. Eineinhalb Jahre später, im Januar 2009, folgte der Wechsel zu Wigan Athletic in die englische Premier League. Dort wurde er zum umjubelten Topstar und ist bis heute Wigans Rekordtorschütze in der ersten Liga (mit 24 Toren).

In der letzten Saison jedoch strauchelte der Kolumbianer merklich, startete nur 11 Spiele und kam in 12 Einsätzen von der Bank. Es ist Fulhams Glück, denn sonst wäre 'Rodagol' vermutlich bei einem echten Topklub gelandet. So ist es 'nur' Fulham geworden.

Ich denke, wir können uns umso mehr auf ihn freuen, auch wegen seiner Vielseitigkeit: Rodallega kann neben der klassischen Mittelstürmerposition auch auf den Flügeln spielen, beispielsweise in einem 4-3-3.

Er sagte heute: "Ich freue mich wahnsinnig, dass bei Fulham unterschrieben habe. Ich wollte in England bleiben und ich bin froh, dass mir Fulham diese Möglichkeit geboten hat. Ich möchte mich auch noch bei den Mitarbeitern und Fans von Wigan Athletic für wundervolle dreieinhalb Jahre bedanken."

Morgen übrigens der Beginn einer kurzen pre-season Tour durch Deutschland, man spielt am 15.07. in Grimma gegen den dänischen Klub Koge, am 18.07. im Bruno-Plache Stadion in Leipzig gegen den Traditionsverein Lokomotive Leipzig sowie am 21.07. in Weingarten gegen Kaiserslautern.



Weitere Abgänge oder neue Spieler werde ich hier natürlich analysieren.

In diesem Sinne,
Mr Fulham

PS: Wie zu erwarten war, hat Co-Trainer und Fulham-Legende Ray Lewington den Verein verlassen. Er unterschreibt beim englische Fußballbund (FA) einen Vierjahresvertrag und wird damit Co-Trainer von Roy Hodgson.

Good Luck, Ray!

PPS: Der Schweizer Pajtim Kasami wird seine Nation übrigens bei den Olympischen Spielen von London vertreten und ist somit der einzige Fulham-Spieler, der das tut. Ich wünsche ihn alles erdenklich Gute. Genieße die Atmosphäre.

Go for Gold, Pajtim!

Donnerstag, 28. Juni 2012

Transformation Has Begun

So heißt ein Lied vom britischen Singer/Songwriter David Gray. Und es scheint auf die Transferperiode zu passen, die derzeit von Fulham-Trainer Martin Jol überwacht wird.

Derzeit stehen die Abgänge auf der Agenda. So wechselt beispielsweise Stürmer Andy Johnson (31) zu den Queens Park Rangers, wo er demnächst unter Ex-Fulham-Manager Mark Hughes mit Kumpel und Ex-Fulham-Stürmer Bobby Zamora (31) zusammenspielen wird.
Pavel Pogrebnyak (28), erst im Januar 2012 als Ersatz für Zamora von Stuttgart verpflichtet, wechselt ablösefrei zum Aufsteiger aus Reading.

Gone - AJ und The Pog (v.l.)
Beide sind ersetzbar. Pogrebnyak hat zwar mit 6 Toren aus 12 Spielen eine gute Quote, baute aber zum Ende hin wirklich stark ab und konnte die Form aus dem Wolverhampton-Spiel, wo er einen hat-trick erzielte und die Abwehr des Absteigers schwindelig spielte, nicht mehr wiederholen.
Und auch der kleine AJ konnte aufgrund von vielen, teils langwierigen Verletzungen nicht an seine große Zeit bei Crystal Palace anknüpfen und schoss in vier Jahren bei Fulham lediglich 13 Ligatore für die Cottagers.

In der vergangenen Woche allerdings wurde ein weiterer ablösefreier Abgang publik, und der schmerzt gewaltig. Kapitän und Aushängeschild Danny Murphy (35) verlässt den Verein und heuert in der zweiten Liga bei Absteiger Blackburn an.
Damit endet eine der längsten Fulham-Karrieren. Murphy, von den Fans liebevoll 'Papa Smurf' (Papa Schlumpf) genannt, wurde im Sommer 2007 am letzten Tag des Transferfensters vom damaligen Manager Lawrie Sanchez von den Tottenham Hotspurs gekauft, wo er in einem Jahr lediglich 22 Einsätze bestritten hatte.
Das erste halbe Jahr lief für Murphy und seinen ebenfalls im Sommer geholten Kollegen im zentralen Mittelfeld, Steven Davis, schwierig. Sanchez' Stil war verwirrend für die Spieler, er hatte keine klare Taktik, das Team stürzte ab und auch Murphy hatte große Schwierigkeiten im Zentrum Struktur zu schaffen.

Für viele Fulham-Fan war der damals grade 30-jährige schon 'past it' - er hatte seine besten Zeiten gesehen, so die gängige Meinung. Und man kann das nachvollziehen.

Daniel Ben Murphy stammt aus der Jugend von Crewe Alexandra, Cheshire. Dort wuchs er unter den wachsamen Augen des alten Trainerfuches Dario Gradi zu einem der größten Mittelfeldtalente Englands heran.
Es folgte im Alter von 20 Jahren der Wechsel zum großen FC Liverpool, bei dem zu dieser Zeit Stars wie der junge Robbie Fowler, Jamie Redknapp, Steve McManaman oder das 18-jährige Wunderkind Michael Owen aktiv waren.
Der großen Konkurrenz war Murphy anfangs nicht gewachsen, und so wurde er 1998 zurück zu Crewe verliehen. Doch 1999 kehrte er zurück, und in den folgenden fünf Jahren sollte er Stammspieler der Reds sein und eine berüchtigte Achse mit Gerrard, Jamie Carragher und Michael Owen bilden.

Old Days - Danny Murphy (r.) mit Steven Gerrard

In dieser Zeit entwickelte Murphy sich überdies zum personifizierten Schreckgespenst von Manchester United, indem er in drei von vier Spielzeiten in den  Jahren 2000 bis 2004 jeweils den 1-0-Siegtreffer für Liverpool im Old Trafford erzielte.

In seine erfolgreiche Zeit bei den Reds (ein FA Cup-Sieg, zwei League Cup-Erfolge, jeweils ein UEFA-Cup, UEFA Supercup und Community Shield-Triumph) fielen auch seine insgesamt 9 Länderspiele für die Three Lions. Viel zu wenig, murren heute noch Bewunderer.

2004 folgte dann der Wechsel zu Charlton, wo er zumeist glücklos agierte, 2006 ging er zu Tottenham, ein Jahr später wiederum zu Fulham.

Also, bei jemandem, der schon alles erlebt hatte im Fußballgeschäft, konnte man schon nachvollziehen, dass er 'past it' wäre. Doch mit dem Rauswurf von Lawrie Sanchez und der darauf folgenden Ernennung von Roy Hodgson wendete sich das Schicksal für Danny Murphy.
Hodgsons klare Struktur sorgte für einen Umschwung bei Fulham, die Mannschaft schaffte den Klassenerhalt, den 'great escape'. Murphy war entscheidend daran beteiligt, mit einem verwandelten Elfmeter im Schicksalsspiel gegen Manchester City (3-2 Auswärtssieg) und dem Siegtreffer gegen Portsmouth im Fratton Park - ein seltenen Kopfballtor des kleinen Mittelfelddirigenten.
Nach dem Abgang von Kapitän Brian McBride zögerte Hodgson nicht und machte Murphy zu McBrides Nachfolger.
Gone - Danny Murphy

Dies blieb er für die kommenden vier Jahre. Er war ständig präsent und ging stets voran, wie es von einem Skipper erwartet wird. So schafften die Whites unter seiner Führung drei Top Ten-Finishes und etablierten sich als Premier League-Team. Sein größter Erfolg im Fulham-Dress bleibt wohl trotz dieser nicht von der Hand zu weisenden Taten der Einzug mit Fulham in das Europa League-Finale. Dies ging zwar verloren, dennoch bleibt es als der vielleicht größte Triumph in der Geschichte der Cottagers.

Murphy selbst gilt als größter Kapitän seit Johnny Haynes. Es wird schwer sein, ihn zu ersetzen. Gar nicht mal fußballerisch, sondern als Typ, als Leitwolf, als Führungspersönlichkeit.

Das wird eine Lücke reißen, auch wenn es sicher richtig ist, den jetzt 35-Jährigen zu ersetzen.

Farewell Danny, mach's gut.


Signing? Mladen Petric
Was die Zugänge betrifft, so gibt es heute offenbar einen kleineren Durchbruch zu vermelden. Der ablösefreie Noch-HSV-Stürmer Mladen Petric (31) soll heute nach Durchlaufen der sportärztlichen Untersuchungen einen Ein-Jahres-Vertrag unterschreiben.

Er weiß übrigens, wie man im Cottage trifft - hat er doch im Halbfinale der Europa League 2010 das zwischenzeitliche 0-1 für den HSV erzielt.

Denke, dass man mit dem Transfer definitiv nichts falsch machen würde.


In diesem Sinne,
Mr Fulham

Sonntag, 3. Juni 2012

Historical Notes - The Lowest Ebb - der schmerzvolle Abstieg in die Bedeutungslosigkeit. 1975-1997.

*
Fulham hat eine bewegte Geschichte, der Verein hat so ziemlich alle Höhen und Tiefen mitgenommen, die man als Fußballklub erleben kann. Von der Gründerzeit über die ersten Gehversuche im Ligafußball, von den Wirren des Zweiten Weltkrieges bis zum Erstligafußball der 1960er Jahre. Dann die 70er Jahre, die vor allem durch das 1975er FA Cup-Finale geprägt wurde. Dann die bitteren Jahre unter den Präsidenten Clay und Bulstrode, die den Klub fast ausbluten ließen. Schließlich die Rettung durch Jimmy Hill und die "neue Zeitrechung" unter Mohamed Al Fayed. Das letzte Jahrzehnt kann wohl als die Hochzeit in der 132-jährigen Vereinsgeschichte gesehen werden - alles gipfelt in dem grandiosen Europa League-Run der 2009/10er Saison.
In dieser Serie soll die 132-jährige Geschichte Fulhams ein wenig nacherzählt werden, mit allen Höhen und Tiefen und den gelegentlichen Kuriositäten, die Fulham begleiteten.

In der vierten Ausgabe soll es diese Woche um die dunkelste Epoche der Cottagers gehen - der Zeit zwischen dem verlorenen FA Cup-Finale 1975 und der Übernahme des Klubs durch Mohamed Al-Fayed im Sommer 1997.


*

Manager Alec Stock blieb auch nach dem verpassten FA Cup-Triumph im Amt. Alan Mullerys Karriere endete nach dem Saisonende - und auch Bill Taylor, der Assistent von Stock, verließ den Verein in Richtung Manchester City. Bobby Campbell wurde im Sommer 1976 zu seinem Nachfolger, anstelle von Mullery, den Stock gerne als neuen Trainer gehabt hätte. Der erste Nadelstich, den der Manager von einem Mann bekam, der die Geschicke Fulhams in der folgenden Dekade bestimmen sollte - Ernest Clay, ein lokaler Immobilien-Unternehmer.

Auch im Board gab es einige Wechsel - so verließ die Familie Dean nach fast 70 Jahren die Führungsriege. Zuletzt waren zwei Enkel von John Dean Vorstandsmitglieder. Sie wurden gradezu rausgeworfen, ebenfalls von Clay.
Er versuchte zunehmend, auch Einfluss auf die sportlichen Geschicke zu nehmen: Dem erfahrenen und starken Alec Stock missfiel dies eindeutig. Und so verließ er Fulham im Herbst 1976 im Streit mit Ernest Clay.
Jahre später gab er in einem Interview zu, dass ihm völlig klar war, dass Clay den Verein in den Ruin treiben würde.
Nachfolger von Stock wurde der unerfahrene Coach Bobby Campbell, der mit 39 Jahren seine erste Management-Position annahm. Er spielte während seiner aktiven Karriere in den Sechziger-Jahren unter anderem für Liverpool, Portsmouth, Aldershot und Wigan Athletic.
Als Coach arbeitete er vor seinem Engagement bei Fulham im Fratton Park und bei den Lokalrivalen der Cottagers, den Queens Park Rangers.

Sein Engagement bei Fulham war ein furchtbarer Vierjahres-Stint, der das Team kräftig durcheinanderrüttelte. Zwar spielten große Stars bei Fulham, wie der größte nordirische Fußballer aller Zeiten, George Best, der 1976 zum Zweitligaklub Fulham kam, Rodney Marsh oder der nimmermüde Bobby Moore.

Bobby Moore, George Best und Rodney Marsh, c 1976

Einige nette Anekdoten gibt es aus der Zeit. Erzählt werden sie in diesem Fall von Tony Gale, einem der wenigen wirklichen Stammspieler der Ära. In einer Kolumne für den Daily Star fasst er seine Zeit bei Fulham zusammen:
"Ich kam zu Fulham als junger Spieler, machte mein Debüt mit 16 Jahren. Ich ersetzte Bobby Moore. Im Team waren George Best und Rodney Marsh. Der König und der Hofnarr.
Das waren die schönsten Tage in meinem Leben. Als junger Mensch sammelt man keine Erinnerungen, etwas was man macht, wenn man älter wird. Ich wünschte, ich hätte es damals gemacht, denn Moore war einer der Könige des Fußballs.
Best ist immer noch der beste Spieler gegen den oder mit dem ich je gespielt habe. Manche Dinge, die er im Spiel gemacht hat, waren einfach unglaublich. Und im Training war er noch besser.
Man muss sich immer vor Augen halten, dass Fulham damals eine Zweitligamannschaft war,  voller Söldner.
Bobby war absolut makellos. Hat nie Fehler gemacht und auch keine Drinks verschmäht. Vorher spielte Fulham vor vielleicht 10.000 Zuschauern - nun war das Stadion auf einmal rappelvoll.

Bestie liebte es, zu feiern und manchmal kam er nachmittags erst um drei zum Training. Der Manager Bobby Campbell hat ihn dann erstmal zusammengestaucht und in den nahen Bishop's Park geschickt.

Bob hat dann einfach den ebenfalls jungen Torwart Perry Digweed ins Tor gestellt, [...] Best gegen ein paar kleine Kinder antreten lassen, während einige Frauen mit ihren Kinderwagen ihnen zugesehen haben."

Best absolvierte in eineinhalb Jahren insgesamt 47 Spiele für die Cottagers und traf  zehn Mal. Er war neben Haynes, Moore, der ebenso wie Best 1977 das Cottage verließ, Robson und Alan Mullery sicherlich einer der größten Stars, die jemals für Fulham spielten.
Campbell verließ Fulham 1980. Es begann 1976 mit zwölf Spielen ohne Sieg und es endete mit einem Abstieg in die dritte Liga sowie sechs Niederlagen in Folge am Beginn der Saison. Ein einziger Spieler überlebte seine Ära - Les Strong. Campbell hatte das Team komplett durcheinander gewürfelt, und nur ein Erfolg hätte das rechtfertigen können. So war das nicht der Fall.

Ersetzt wurde er 1980 vom grade mal 30-jährigen ehemaligen Stürmer Malcolm Macdonald. Und die Ernennung war durchaus erfolgreich. Er war eher ein Administrator, der das Training anderen überließ - beispielsweise seinem Assistenten Ray Harford.
Er wollte eine passende Umgebung für Trainer und Spieler schaffen - und schaffte den sofortigen Wiederaufstieg in die zweite Liga und brachte Fulham sogar in die Nähe der ersten Liga. Er vollbrachte das, indem er quasi die Campbell-Mannschaft beibehielt. Es gab wieder Beständigkeit, etwas, dass es seit Stock nicht mehr gegeben hatte.
Er transferierte nur zwei Spieler ablösefrei - 1981 kam Peter O'Sullivan, 1982 der überragende Ray Houghton, spielte positiven Angriffsfußball und brachte Resultate ein. Der walisische Topstürmer Gordon Davies war der Star dieser Zeit und gilt noch heute als großer Publikumliebling. Die Macdonald-Jahre waren trotzdem eine kleine Periode in einem langen Niedergang für die Cottagers.
Macdonald zerstörte sich jedoch selbst, hatte lange Probleme mit dem Alkohol. Sein Privatleben rückte in den Vordergrund. Irgendwann ging es einfach nicht mehr, und sein Assistent Ray Harford ersetzte ihn im Frühjahr 1984.
Auch wenn Harford über 350 Spiele in der Football League absolviert hatte und jede Menge Erfahrungen als Trainer hatte, war die generelle Reaktion der Fans eine gemischte - Ray Wer? fragten sich viele.
Harford hatte eine unglückliche Aufgabe. Die finanzielle Situation war furchtbar und er musste viele Schlüsselspieler verkaufen. Nur zwei Jahre lang war er im Amt und übersah 1985/86 den Abstieg in die dritte Liga.
Klublegende Ray Lewington übernahm den 'hot seat' als Spielertrainer, und die folgenden Jahre gelten als die dunkelsten in der Geschichte des Vereins. Nicht wegen Lewington oder der sportlichen Belange, sondern wegen der angespannten finanziellen Situation.

Clay verkaufte das Stadion, dass er dem Klub billig abgenommen hatte, teuer an den Grundstückserschließer David Bulstrode, dessen Gesellschaft den Klub mit den Queens Park Rangers zu den 'Fulham Park Rangers' zusammenschließen wollte. Das Craven Cottage sollte abgerissen werden und an der Stelle teure Apartementanlagen entstehen. Bulstrode wurde außerdem Klubpräsident. Ein ganz interessantes Interview über seine Pläne und eine Chronik der öffentlichen Empörung gibt es hier -


Bulstrode hatte keinerlei Interesse an dem Verein Fulham, ihm ging es einzig und allein um die attraktive Lage des Stadions, direkt an der Themse, neben dem Bishop's Park.
Um Fulham vom Cottage weg zu bekommen, versuchte er, den Klub mit QPR zusammenzuschließen. Auch die Rangers gehörten seinem Unternehmen. Das Gelände des Craven Cottage wäre eine wahre Goldgrube für Bulstrode gewesen. Aber 91 Jahre Tradition wären dahin gewesen.

Save Fulham FC - Fulham-Fans gegen David Bulstrode, 1987
Eine Kampagne konnte dies verhindern: 'Save Fulham F.C.', angeführt von den ehemaligen Spielern Jimmy Hill und Tom Wilson, kaufte den Verein von Bulstrode und restrukturierte ihn als "Fulham 1987 Ltd."

Der sportliche Tiefpunkt war freilich noch nicht erreicht. 
 Lewington hielt das Team in den kommenden Jahren zwar in der Divison Three, was angesichts der teilweise tumultartigen Jahre definitiv beachtlich ist, jedoch gab es keinerlei Befreiungsschläge. 
Ray Lewington trat nach der Saison 1989/90 in das zweite Glied zurück. Der erfahrene Alan Dicks wurde ins Boot geholt, er hatte Lewington schon in der abgelaufenen Saison als 'consultant' zur Seite gestanden. Es war sein erster Job im britischen Fußball seit zehn Jahren, und dies war deutlich zu spüren.
Der Spieler Simon Morgan, Fulhams Dauerbrenner während der 1990er Jahre, schrieb in seinem Buch On Song For Promotion über einen 'Mangel an Disziplin, chaotische Trainingssessions und eine verwirrende Taktik' unter Dicks.
Er war ein sympathischer Charakter, aber den Spielern fehlte der Respekt vor der sportlichen Expertise des Mannes. Der Abstieg in die vierte Liga wurde nur knapp vermieden.
Nach nur einer Saison wurde Dicks wieder entlassen und durch den ehemaligen schottischen Torwart Don Mackay ersetzt. Man dachte, dass es kaum schlimmer kommen konnte. Doch es wurde schlimmer. Es heißt, Torhüter geben in den seltensten Fällen gute Manager ab. Mackay war ein Paradebeispiel für diese Theorie.
Das Aus Fulhams in der ersten Runde des FA Cups 1991/92 gegen das Non-League Team von Hayes wird von den Fans heute als sportlicher Tiefstpunkt angesehen. Auch wenn Fulham in den Folgejahren sogar einmal in der vierten Liga antreten musste, gilt Mackays Zeit als die schlimmste in der illustren Historie der Cottagers. Bemerkenswerter Weise hielt er bis 1993/94 durch und wurde während der Saison durch Ray Lewington ersetzt. Der konnte den Abstieg in die vierte Liga jedoch nicht mehr verhindern.
Ian Branfoot

Der 47-jährige Ian Branfoot übernahm zur neuen Saison und schaffte in den eineinhalb Jahren seiner Trainerschaft Strukturen, von denen seine Nachfolger nur profitieren konnten. Branfoot, der zuvor bei Southampton arbeitete, ersetzte zahlreiche Spieler der Dicks/Mackay-Zeit (unter anderem Jim Stannard, Glen Thomas, Jeff Eckhardt und Martin Pike) mit Spielern, die schon bei den Saints unter ihm aktiv waren.

Auch wenn Fulham nicht über das Mittelfeld hinauskam - Simon Morgan sah in ihm eine Art Neuanfang. "Er brachte ein wenig Selbstachtung zurück".
Er wurde ersetzt durch Micky Adams, den Branfoot 18 Monate vorher als Spieler verpflichtet hatte.  Er sollte Fulham wieder zurück nach oben führen, dies war sein Auftrag. Und er meisterte es mit Bravour, auch wenn er für einen Manager noch sehr jung war. Mit grade mal 35 Jahren übernahm er im Sommer 1996 das Amt. Er baute eine schlagkräftige Truppe auf, holte günstig neue Spieler und holte aus dem vorhandenen Personal noch mehr raus.
Micky Adams

Und so brachte er Fulham zurück in die dritte Liga. Doch seine Tage waren da schon gezählt.
Jimmy Hill, der seit 1987 als Präsident fungierte, versuchte, das Craven Cottage von der Royal Bank of Scotland zurückzukaufen, denen das Stadion seit der Bulstrode-Ära gehörte. Da dem Board die finanziellen Mittel fehlten, um das Stadion zu verbessern und neue Spieler zu kaufen, suchte man nach potentiellen Investoren. Der Besitzer des Pariser Nobelhotels Ritz und des Londoner Kaufhauses Harrods, der Ägypter Mohamed Al-Fayed, machte ein Angebot für den Westlondoner Traditionsklub. Im Sommer 1997 kaufte der spleenige Möchtegern-Brite den Verein, für knapp £6,25 Millionen.


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Sonntag, 27. Mai 2012

Historical Notes - Die erste goldene Ära - Weltstars im Fulham-Dress und die Reise nach Wembley. 1958-1975.

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Fulham hat eine bewegte Geschichte, der Verein hat so ziemlich alle Höhen und Tiefen mitgenommen, die man als Fußballklub erleben kann. Von der Gründerzeit über die ersten Gehversuche im Ligafußball, von den Wirren des Zweiten Weltkrieges bis zum Erstligafußball der 1960er Jahre. Dann die 70er Jahre, die vor allem durch das 1975er FA Cup-Finale geprägt wurde. Dann die bitteren Jahre unter den Präsidenten Clay und Bulstrode, die den Klub fast ausbluten ließen. Schließlich die Rettung durch Jimmy Hill und die "neue Zeitrechung" unter Mohamed Al Fayed. Das letzte Jahrzehnt kann wohl als die Hochzeit in der 132-jährigen Vereinsgeschichte gesehen werden - alles gipfelt in dem grandiosen Europa League-Run der 2009/10er Saison.
In dieser Serie soll die 132-jährige Geschichte Fulhams ein wenig nacherzählt werden, mit allen Höhen und Tiefen und den gelegentlichen Kuriositäten, die Fulham begleiteten.


In der dritten Ausgabe soll es diese Woche die erste große Ära Fulhams gehen. Genauer gesagt um die Zeit vom Ende der Zeit von Dug Livingstone bis zum großen FA Cup-Finale 1975, das knapp gegen West Ham verloren wurde
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Es war der einstige Topstürmer Bedford Jezzard, der Livingstone nach der Saison 1957/58 beerbte. "Beddy", wie ihn die Fans liebevoll nannten, war einer der besten Stürmer, die Fulham je hatte. Nach seinem unfreiwilligen Karriereende nach der Saison 1955/56 übernahm er bei Fulham das Reserveteam, also die zweite Mannschaft. Als Livingstone dann den Klub in Richtung Schottland verlassen hatte, übernahm Jezzard das Amt. Er hielt Fulham während seiner sechsjährigen Amtszeit in der ersten Liga und brachte das Team um ein Haar sogar ins FA Cup-Finale.

Er tat dies, ohne großes Geld auszugeben. Der Stamm der Mannschaft war 1963/64 immer noch der der Aufstiegssaison 1958/59, Spieler wie Keeper Tony Macedo, den Defensivspielern Langley und George Cohen, der 1966 einziger Fulham-Weltmeister werden sollte, den Mittelfeldspielern Robson, Keetch und Alan Mullery und der Offensivreihe aus O'Connell, Key, Haynes, Leggat und Maurice Cook kannten den Verein und spielten schon seit Jahren zusammen.
Das Aufstiegsteam 1958/59: Oben (v.l.n.r): Bentley, Mullery, Lawler, Macedo, Cohen und Langley.
Unten (v.l.n.r): Barton, Hill, Cook, Haynes, Leggat.

Die meisten Neuzugänge kamen entweder aus der eigenen Jugend (Rodney Marsh, Steve Earle, Stan Brown, Fred Callaghan) oder kamen ablösefrei. Einzig der von West Bromwich zurückkehrende Bobby Robson und Watfords Bobby Howfield kosteten niedrige Ablösesummen.

Der größte Star dieser Jahre war ganz fraglos Johnny Haynes. Der "Maestro", wie er aufgrund seiner erhabenen und unantastbaren Spielweise genannt wurde. Ist ganz sicher der beste Spieler, den Fulham je hervorgebracht hat. Er wurde 1952 von Dodgin Sen. in die erste Mannschaft hochgezogen, gemeinsam mit seinem Kumpel Trevor 'Tosh' Chamberlain. Er war ein hervorragender Taktiker und Passspieler, der genauso hart zu sich selbst war wie zu seinen Mitspielern.
Johnny Haynes, c 1965
Typisch für ihn war seine "hands in hips"-Pose, wenn er unzufrieden mit der oft nicht so genialen Arbeit seiner Mitspieler war. Er ist der Spieler, der den Rekord hält, was Spiele betrifft. Haynes war England-Kapitän Ende der 50er/Anfang der 60er, insgesamt sammelten sich 56 Länderspiele auf seinem Konto. 1962 war er involviert in einen schweren Autounfall in Blackpool, und als er wieder fit war, war er nicht mehr der Alte. Er verlor seinen Platz im Nationalteam. Ansonsten wären wohl zwei Fulham-Spieler Weltmeister geworden 1966. Es wäre der Höhepunkt in Haynes' Karriere gewesen. So blieb er ein unvollendetes Genie, auch wenn Pelé ihn mal als "besten Passer, den ich je gesehen habe" bezeichnete. Bis 1970 spielte er noch für Fulham, zum Schluss jedoch nur noch in Division Three. Ein schwaches Ende für einen der besten Fußballer, die England je hervorgebracht hat.

Haynes starb 2005 nach einem schweren Autounfall bei Edinburgh, grade mal 71 Jahre wurde er alt. Sein bester Freund seit Kindertagen, Tosh Chamberlain, legte am Cottage einen Kranz für "Johnny" nieder.

Nach sechs Jahren Bedford Jezzard war es 1964 ein Transfer, der das Ende der Ära markierte: Der Wechsel des englischen Nationalspielers Alan Mullery zu den Spurs wurde von Klubpräsident Tommy Trinder, einem national bekannten Comedian und Entertainer, hinter dem Rücken von Jezzard verhandelt. Der Manager erfuhr es erst von Mullery persönlich, in der Umkleidekabine in der Halbzeitpause eines Ligaspieles gegen Liverpool. Jezzard schmiss hin, auch weil die zunehmend unruhige und von Geld geprägte Welt des Fußball-'Business' ihm nicht mehr zusagte.

Er zog sich, noch nichtmal 40-jährig, aus dem Geschäft zurück und leitete einen Pub ganz in der Nähe von Hammersmith. Er besuchte das Cottage noch gelegentlich und blieb mit einigen Kollegen eng befreundet, beispielsweise Johnny Haynes und Sir Bobby Robson.

Er starb 77jährig im Jahre 2005. In seinen letzten Jahren litt er unter starker Demenz.

In einem gut gemeinten Versuch, Fulham zu einem professionelleren Verein zu machen und den Klub endlich in der Eliteklasse zu etablieren, suchte Trinder nach einem Manager mit einem gewissen Standing. Die Wahl fiel auf den Londoner Vic Buckingham, eine renommierten Fußballehrer, der, ganz ähnlich wie der in der letzten Woche beschriebene Jimmy Hogan, seine Meriten in erster Linie im Ausland erworben hatte. In Amsterdam hatte er - so erzählt man es sich - den jungen Johan Cruyff entdeckt, entwickelte zudem seine Idee vom "Total Football" und gilt somit als einer der Vorläufer des modernen, schnellen Kurzpassspiels, das in den kommenden Jahren und Jahrzehnten den Fußball revolutionieren sollte.

Doch genau wie Hogan waren seine Ideen wohl zu fortschrittlich für den englischen Fußball - oder schlichtweg nicht geeignet. Den bei Fulham hinterließ Buckingham ein personalpolitisches Trümmerfeld.
Der neue Manager Vic Buckingham (l.) mit den Spielern Haynes, Chamberlain (liegend),
Co-Trainer Joe Bacuzzi und Maurice Cook (v.l.n.r.)

In zwei aufeinanderfolgenden Jahren ging es von Fulham aus der Ersten hinunter in die dritte Liga. Dies geschah als Resultat von zu viel 'change' in zu kurzer Zeit. Frank Osborne trat zurück, Trainer Penn, seit fast 50 Jahren im Verein, beendete seine Karriere und starb nur ein Jahr später, Reservetrainer und Ex-Spieler Joe Bacuzzi wurde entlassen. Die großen Spieler der Jezzard-Ära, Tosh Chamberlain, Rodney Marsh, Jimmy Langley, Graham Leggat oder Maurice Cook, mussten den Verein verlassen und wurden nur unzureichend ersetzt, vor allem mit Altstars wie Terry Dyson oder dem 'Busby Babe' Mark Pearson.

Einzig die Ernennung des einmaligen Coaches Dave Sexton verhinderte den Abstieg schon in Buckinghams Debütsaison 1966/67.


Johnny Haynes fotografiert seine Teamkollegen Stan Brown, Joe Gilroy, Johnny Byrne,
Frank Large, John Ryan, Steve Earle und Les Barrett (v.l.n.r.), 1968

Doch im nächsten Jahr ging die Falltür auf - und darauffolgenden Jahr erneut. Da war Buckingham freilich schon nicht mehr im Amt. Er verließ Fulham im Januar 1968. Er war weiterhin Trainer, unter anderem beim FC Barcelona, jedoch gehörten seine Erfolge da schon der Vergangenheit an. Er starb 1995 in Chichester.

Im Januar 1968 hatte Bobby Robson die schwere Aufgabe, Fulham Status als Erstligamannschaft zu erhalten. Der ehemalige Spieler (370 Spiele für Fulham) hatte im Mai 1967 seine Karriere beendet und trainierte in Kanada, als er einen Anruf von Vorstandsmitglied Graham Hortrop erhielt. Ob ich vorstellen könne, bei Fulham zu übernehmen. Robson sagte zu. Es war allerdings nicht mehr als ein Selbstmordkommando, für jeden Coach. Und vor allem für einen so Unerfahrenen wie Robson.

Von 24 Spielen hatte Buckinghams Team 14 verloren, nur sechs gewonnen. Robson schaffte es nicht, den schwachen Kader vor dem Abstieg zu bewahren. Niemand machte Robson Vorwürfe, doch die Alarmglocken begannen im Vorstand zu schrillen, als man auch im kommenden Jahr am Tabellenende der Division Two angelangt war. Es war nicht klar, warum das Team auch in der zweiten Liga zu abschmierte - viele der Spieler hatten Erstligaerfahrung, zudem waren talentierte Youngster wie Malcolm Macdonald mit von der Partie.
Bobby Robson (m.) mit Tony Macedo (l.) und Johnny Haynes
Robson wurde nach nur zehn Monaten entlassen. Rückblickend muss man sich fragen, was hätte werden können, wenn man ihm mehr Zeit gegeben hätte. Denn nach dieser Feuertaufe bei den Cottagers managte er mit größtem Erfolg unter anderem Ipswich Town, das englische Nationalteam, den FC Barcelona, den FC Porto, PSV Eindhoven und Newcastle United.

Er ist eine Ikone des Fußballs, einer der ganz Großen. Sowohl bei Ipswich, als auch bei Newcastle und Fulham gilt er als Klublegende. Er starb 2009, nach einem langen Kampf gegen verschiedene Arten von Krebs. Da er so oft den Krebs besiegt hatte, raunt man sich mithin einen Spruch zu, der den 'Fußballmenschen' Robson treffend beschreibt: 'Sir Bobby didn't lose his battle to cancer. He beat it 4-1.'

Nach seinem Rauswurf übernahm vorerst der nimmermüde Johnny Haynes, auch wenn er das Rampenlicht scheute. Auf seinen Vorschlag hin ernannte das Board den ehemaligen Fulham-Spieler Bill Dodgin, Jr., der während der Amtszeit seines Vaters 1949 zu den Cottagers kam.

Bill Dodgin, Jr.
Dodgin, Jr. war während seiner aktiven Karriere ein ziemlich durchschnittlicher Innenverteidiger, der zweimal für Fulham aktiv war, sowohl vor als auch nach einem achtjährigen Aufenthalt bei Arsenal. Ein Beinbruch beendete 1963 seine aktive Karriere und er wurde ein Coach, erst bei Millwall, dann bei QPR.

1968 wurde er von den Queens Park Rangers verpflichtet, wo er unter Manager Alec Stock Co-Trainer war und diesen im Januar 1968 beerbte. Er brauchte 18 Monate, um Fulham zu transformieren und den Absturz zu stoppen. Nach der Saison 1968/69 stieg Fulham abermals ab, in die Division Three. Doch im Jahre 1971 stieg Fulham wieder in die League Two auf, mit einem sehr offensiv ausgerichteteten Spielstil. Als Dodgin, Jr. Fulham aber im kommenden Jahr nur mit größter Mühe in der zweiten Spielklasse halten konnte, feuerte Trinder auch ihn.

Er trainierte in der Folge Brentford und Northampton und kam 1994 sogar noch mal als Youth Development Officer zurück. Wie auch Bedford Jezzard litt Dodgin, Jr. in seinen letzten Jahren an Demenz. Er starb im Juni 2000, nur acht Monate nach seinem Vater.

Sein Nachfolger bei Fulham wurde sein Vorgänger bei QPR, Alec Stock. Stock war ein überaus erfahrener Manager, der schon bei Leyton Orient, dem AS Rom, Luton und den Queens Park Rangers gearbeitete hatte. Der aus Somerset stammende Stock war Tage vor Dodgins Entlassung bei Luton zurückgetreten und wurde sofort zum neuen Manager ernannt. Er war Mayor bei der Army gewesen, ein wenig schwerhörig und Asthmatiker. Ein akribischer und smarter Arbeiter, der die Fans schnell überzeugte, die ihm anfangs skeptisch gegenüberstanden.

Er stand für Beständigkeit. In seinen vier Jahren 'in charge' schaffte man immer Platzierungen zwischen 9 und 13, erzielte immer zwischen 44 und 42 Punkten. Er war kein großer Taktiker, sondern mehr ein 'man manager', der bei seinen Spielern sehr respektiert war.
Alec Stock

Er kaufte gut ein (Slough, Busby und die beiden alten Weltstars Mullery und Bobby Moore) und gab Youngstern eine Möglichkeit, sich zu zeigen (Strong, Mitchell und Lacy)

Sein größter Erfolg war zweifellos, dass er Fulham zum ersten und bisher einzigen Mal in ein FA Cup-Finale brachte. Nach vier Halbfinalniederlagen (1908, 1936, 1958 und 1962) war es für viele Fans genug, überhaupt endlich mal in Wembley zu sein. Alec Stock versprach den Fan jedoch "wir sind nicht hier hergekommen, um zu verlieren." Im Finale verlor man allerdings doch; gegen West Ham, durch zwei Tore des Toptorjägers Alan Taylor.
Doch der Run ins Finale war bemerkenswert. Es war die längste Reise, die je ein Verein ins Finale hinlegen musste. 11 Spiele mussten die Cottagers bestehen, darunter vier Partien, die in die Verlängerung gingen. Kein Spiel musste gegen eine Mannschaft aus einer niedrigeren Liga bestritten werden, sondern nur gegen Topteams aus der ersten Liga.

Mullery (l.) und Moore nach dem Finale

Für Fulhams neuen Innenverteidiger, den Oldie Bobby Moore, der 1966 als Kapitän der englischen Nationalmannschaft den Coupé Jules Rimet in die Höhe recken durfte, war das Finale das Duell gegen den Klub, der ihn zur Legende machte. Für Moore und den zurückgekehrten Alan Mullery war es außerdem ein 'last hurrah' in dem Stadion, in dem sie ihre größten Erfolge feierten. Am Ende des Tages schoss war West Ham wahrscheinlich das etwas cleverere Team, das zwei Fehler des Fulham-Torwartes Peter Mellor eiskalt bestrafte.

Die Cottagers hielten gut mit gegen den Erstligisten aus Ostlondon, "doch am Ende", so schrieb Hugh McIlvanney, "gehörte der Tag den Favoriten, aber Fulham kann stolz sein auf das Erreichte."

Es sollte der letzte Höhepunkt für eine lange Zeit sein.

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Nächste Woche: "The Lowest Ebb - der schmerzvolle Abstieg in die Bedeutungslosigkeit. Die Jahre 1975-1997"

Samstag, 19. Mai 2012

Historical Notes - Der lange Weg aus der Instabilität in die First Division. 1924-1958.




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Fulham hat eine bewegte Geschichte, der Verein hat so ziemlich alle Höhen und Tiefen mitgenommen, die man als Fußballklub erleben kann. Von der Gründerzeit über die ersten Gehversuche im Ligafußball, von den Wirren des Zweiten Weltkrieges bis zum Erstligafußball der 1960er Jahre. Dann die 70er Jahre, die vor allem durch das 1975er FA Cup-Finale geprägt wurde. Dann die bitteren Jahre unter den Präsidenten Clay und Bulstrode, die den Klub fast ausbluten ließen. Schließlich die Rettung durch Jimmy Hill und die "neue Zeitrechung" unter Mohamed Al Fayed. Das letzte Jahrzehnt kann wohl als die Hochzeit in der 132-jährigen Vereinsgeschichte gesehen werden - alles gipfelt in dem grandiosen Europa League-Run der 2009/10er Saison.
In dieser Serie soll die 132-jährige Geschichte Fulhams ein wenig nacherzählt werden, mit allen Höhen und Tiefen und den gelegentlichen Kuriositäten, die Fulham begleiteten.


In der zweiten Ausgabe soll es diese Woche um die instabilen Verhältnisse in dem Zeitraum nach Phil Kelsos Rücktritt bis zum Zweiten Weltkrieg, der Ära Jack Peart und der Nachkriegszeit bis zum Ende von Doug Livingstone's Trainerschaft gehen. Eine Saison später schaffte Fulham den Aufstieg in die First Division, die erste goldene Zeit des Vereins.


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Auf den zurückgetretenen Trainer Phil Kelso folgte zum ersten Mal ein ehemaliger Fußballprofi, Andy Ducat. Ducat war unter Kelso Spieler gewesen. Zwischen 1921 und 1924 spielte er gegen Ende einer langen und erfolgreichen Karriere auf der halbrechten Position und schoss in 69 Spielen fünf Tore für die Whites.

Ducat war ein seriöser Charakter und man kann darauf wetten, dass der Klub nach den Skandalen um Phil Kelso genau einen solchen Mann gesucht hatte. Ducat war integer, er war einer der bekanntesten und hochdekoriertesten Sportsmänner Englands. Neben seiner aktiven Karriere als Fußballer spielte er auch professionell Cricket. Damals nicht unüblich für Fußballer. Einige sollen für Cricket sogar ihre Trainingspläne vernachlässigt haben. Es lässt sich jedoch nicht nachprüfen, ob das tatsächlich Realität war oder nur ein böses Gerücht ist!

Wie seine beiden Vorgänger war auch der in Brixton geborene Ducat mal bei Woolwich Arsenal beschäftigt. Jedoch nicht wie Bradshaw oder Kelso als Manager, sondern als Spieler. 1905 hatte Kelso ihn verpflichtet. 1912 ging er schließlich zu Aston Villa, wo er 1920 als Kapitän den FA Cup holte. Als ihn die Klubbosse im folgenden Jahr dazu bewegen wollten, nach Birmingham zu ziehen - Ducat lebte immer noch in London - verließ er den Verein und kam zu Fulham. Die Ernennung zum Manager war unglücklich, wenn auch durchaus lobenswert. Denn Ducat war ein sehr distinguierter Mann, der all die Werte der victorianischen Zeit verkörperte - Integrität, Sportsmanship und Fleiß.

Doch Kelso hatte eine zerrüttete Mannschaft hinterlassen und Ducat war nicht der Mann, der den Umbruch schaffen konnte. Obwohl er versuchte, die Mannschaft umzukrempeln und in das Viertelfinale des FA Cups 1926 einzog, waren die Leistungen alles andere als zufriedenstellend. Man schaffte denkbar knapp den Klassenerhalt in den Jahren unter Ducat.

Andy Ducat
Und so ging er unfreiwillig in die Geschichte ein: Als erster Manager, der entlassen wurde. Bradshaw und Kelso waren von selbst zurückgetreten, Ducat wurde vom Vorstand an die Luft gesetzt.
Doch der Gentleman war auch weiter sportlich aktiv: Er spielte wieder Cricket für Surrey und trainierte in Eton. Außerdem schrieb er Kolumnen und Berichte für eine Tageszeitung.

Im July 1942 verstarb Ducat überraschend, während er in einer Army-Auswahl Cricket spiele. Andy Ducat wurde nur 56 Jahre alt.

Zum Nachfolger Ducats wurde am Ende der 1925/26er Saison ein weiterer ehemaliger Fulham-Spieler ernannt. Joe Bradshaw hatte zwanzig Jahre früher unter seinem Vater Harry bei Fulham gespielt, und auf dem rechten Flügel eine handvoll Spiele absolviert. Zuvor war auch er - wie seine drei Vorgänger - bei Woolwich Arsenal aktiv, einem Südlondoner Verein, der nach einer Vereinspleite im Norden Londons wieder angesiedelt wurde. Ohne das Woolwich, versteht sich.

Während seiner aktiven Karriere spielte er außerdem für Chelsea, QPR und Southend, wo er 1911 auch Spielertrainer wurde. Zwei Jahre später bekam er den Job auf Vollzeit-Basis.
Nach dem Ersten Weltkrieg ging es dann rauf in die Football League, mit dem walisischen Verein Swansea. Sieben Jahre blieb er an der Südküste von Wales, bis er zum Craven Cottage zurückkehrte.

Wie auch bei seinem Vorgänger lief es nicht grade berauschend. Zwar hielt Bradshaw Fulham in seiner ersten Saison in der Second Division, doch am Ende des zweiten Jahres ging die Falltür auf. Und wieder tun sich ungeahnte Parallelen zur Jetztzeit auf: Fulham war in der Abstiegssaison 1927/28 eine der besten Mannschaften zuhause, doch auswärts verloren Bradshaws Spieler 20 Spiele in Folge. In Blackpool brauchten sie am letzten Tag lediglich ein Unentschieden, um die Klasse zu halten - doch das Team verlor mit 0-4 und stieg zum ersten Mal überhaupt ab.

Überraschenderweise blieb Bradshaw auch nach dem Abstieg im Amt, doch auch die Saison in der Third Division war kein großer Erfolg - und so verließ er Fulham am Ende der Saison.

Nach einer weiteren Station bei Bristol City, wo er bis Februar 1932 blieb, verliert sich seine Spur.

Ihm folgte der Scout Ned Liddell nach. Liddell, zum Zeitpunkt seines Amtsantrittes 51 Jahre alt, kam aus dem Nordosten, und hatte vor dem Ersten Weltkrieg eine Karriere als Spieler gemacht, unter anderem für Sunderland, Southampton, Woolwich Arsenal, Southend und Clapton Orient.

Als Trainer beerbte er erst Joe Bradshaw bei Southend United, ging dann zu den Queens Park Rangers und heuerte 1924 bei Fulham als Chefscout an. Liddell kannte den Klub also, und nach den eher bescheidenen Erfahrungen mit den beiden jüngeren Managern Ducat und Bradshaw junior machte das sicher Sinn. Doch auch der dritte Manager in fünf Jahren sollte kein Glück haben. Der Klub dümpelte weiter in der Third Division herum und die Tendenz war zu allem Überfluss auch noch negativ. Es ging eher noch weiter runter. Nach nicht einmal zwei Jahren, um Ostern 1931, wurde Liddell von Präsident Dean entlassen und nahm seinen Posten als Scout wieder ein.

Es war wohl niemand so erleichtert wie "Ned" selbst. Er war gut darin, in Spielern Talent zu sehen, aber seine Qualitäten als Manager, also als Macher, als Taktiker und Motivator, waren letztendlich nicht ausreichend für den Ligaalltag.

Jedoch sollte Liddell bis zu seinem Tod 1968 (90-jährig) dem Fußball eng verbunden bleiben. Nachdem er Fulham verlassen hatte, scoutete er für West Ham und Tottenham und kehrte 1936 für Luton Town sogar noch einmal für zwei Jahre ins Traineramt zurück.
Matchday Programme, 5.11.1955

John Dean war gewillt, das Amt schnellstmöglich neu zu besetzen und so folgte schon nach wenigen Tagen die Ernennung von James McIntyre, einem willenstarken Mann aus Staffordshire, der, obgleich nur knapp drei Jahre im Amt, zum erfolgreichsten Fulham-Manager seit Harry Bradshaw werden sollte. McIntyre, der vor dem Ersten Weltkrieg ein Nomadendasein als Spieler führte - er spielte während seiner Karriere für sieben Mannschaften - war ein erfahrener Coach, obwohl er nach seiner aktiven Karriere erstmal in einer Autofabrik arbeitete. Nach dem Ersten Weltkrieg schließlich wurde er Manager von Southampton, denen er 1922 den Titel in der Third Division South bescherte.

1924 jedoch trat er zurück und zog nach Schottland, wo er ein Hotel leitete. 1928 holte ihn sein ehemaliges Team Coventry zurück, 1931 folgte dann der Wechsel zu den Cottagers. Er fand das Team, dessen Stars zu der Zeit der unermüdliche Frank Penn (schon fast 20 Jahre bei Fulham), Flügelspieler Jack Finch sowie die Stürmer Frank 'Bonzo' Newton und Jim Hammond waren, im Mittelfeld der Third Division vor. In seiner ersten vollen Saison, 1931/32, führte er das Team sofort auf den ersten Tabellenplatz und somit in die Second Division. Rekordverdächtige 111 Tore schafften die Spieler in dieser Saison, Newton und Hammond alleine schossen zusammen 74 davon. In der Folgesaison schaffte man beinahe sogar den direkten Durchmarsch, doch Platz 3 reichte nicht ganz. Fünf Punkte fehlten am Ende auf Tottenham, sechs auf Stoke City.

McIntyre bewies großes Geschick bei der Auswahl seiner Spieler, seine Verpflichtung 'Bonzo' Newton war fraglos sein größter Coup - gleichzeitig aber auch sein Verhängnis. Als er seinen Starstürmer nämlich für nur 650 Pfund an Reading verscherbelte und den Oldie Jack Lambert für 2.500 Pfund als Ersatz holte, verspielte er das mühsam aufgebaute Vertrauen des Vorstandes und der Fans. Lambert stellte sich zu allem Überfluss als Flop heraus.

Im Februar 1934 wurde McIntyre gefeuert - als Grund wurde von den Vorstandsmitgliedern der Verkauf von 'Bonzo' Newton angegeben. McIntyre arbeitete, wie Kelso, nie wieder im Fußball-Geschäft und starb in 1954 in Surrey.

Interimsmäßig übernahm Trainer Joe Edelston den Posten des Managers, doch zum Saisonstart 1934/35 zog Dean das nächste Ass aus dem Ärmel: Der Globetrotter (zumindest nach damaligen Maßstäben) Jimmy Hogan wurde angeworben. Hogans CV war in der Tat beeindruckend: Der ehemalige Fulham-Spieler (er spielte unter anderem im letzte Woche thematisierten FA-Cup Halbfinale 1908) gilt heute noch als großer Vordenker des Fußballs - allerdings eher in Kontinentaleuropa. In England ist sein Name weitgehend unbekannt geblieben.

Sowohl vor als auch nach dem Ersten Weltkrieg arbeitete Hogan vor allem in Ungarn, der Schweiz, Deutschland und den Niederlanden. Seine größten Erfolge feierte er zweifellos in Österreich, wo er unter anderem als Nationaltrainer verantwortlich war für das "Wunderteam", wie es in späteren Jahren unter Hogans Ziehsohn Hugo Meisl genannt wurde. Ähnlich wie in Ungarn, wo er noch heute als geistiger Vater der großen ungarischen Fußballergenerationen um György Sározi und später Ferenc Puskás, Jószef Bozsik und Nándor Hidegkuti gefeiert wird, fiel er im gesamten Kontinentaleuropa als Pionier moderner Trainingstechniken und innovativer Methoden auf.

Jimmy Hogan (l.)
Für Präsident Dean war es eine verzwickte Sache, ein Reise ins Unbekannte. Denn obwohl Hogan ein überaus anerkannter und erfahrener Coach war, war Fulham seine erste Trainerstation in England. Und sie dauerte weniger als ein Jahr. Im Gegensatz zu den in Großbritannien üblichen, administrativen Managern, die in erster Linie vom Schreibtisch aus arbeiteten und das Training den Coaches überließen, mischte sich Hogan von vornerein in den täglichen Trainingsbetrieb ein. Besonders an Hogan war auch, dass er einer der ersten Manager war, der auch auf die Ernährungsgewohnheiten seiner Spieler . So verordnete er Einigen strenge Diäten.

Dies gefiel einigen etablierten Spielern naturgemäß eher weniger. Die Unzufriedenheit innerhalb des Teams wuchs und so kränkelten auch die Resultate. Nach dem Jahreswechsel 1934/35 wurde Hogan entlassen - unsensiblerweise nach einem Krankenhausaufenthalt wegen einer Blinddarmerkrankung. Ihn ersetzte wiederum Joe Edelston, der die Saison in der Second Division noch retten konnte: Vor allem Eddie Perry half ihm dabei. Der Waliser, der für die Reserves seit 1931 fast 100 Tore erzielte, war von Hogan nur sehr sporadisch eingesetzt worden. Edelston vertraute ihm und Perry zahlte es mit Toren zurück: Auch seine 15 Tore in 19 Sielen sorgten dafür, dass man die Saison auf einem formidablen siebten Platz abschloss - unmittelbar hinter Manchester United und Newcastle.

Obwohl einiges dafür sprach, Edelston den Job auf permanenter Basis zu geben, wollte Dean diesmal keine halben Sachen riskieren. Und so suchte er nach einem "safe pair of hands" - und er fand die Lösung. Sie hörte auf den Namen Jack Peart, rauchte Pfeife und war ein typischer Manager seiner Zeit. Peart war zum Zeitpunkt seiner Ernennung 46 Jahre alt und hatte zuvor Rochdale und Bradford trainiert.

Man zahlte ihm bei Fulham 600 Pfund im Jahr - und dafür bekam man die erhoffte Stabilität zurück. Jack Peart wurde die undankbare Aufgabe zuteil, die Cottagers, die er insgesamt 13 Jahre betreute, durch die Wirren des Zweiten Weltkrieges zu führen.

In der Zeit vor Ausbruch des Krieges hielt Peart, der sich in einem Anzug wohler fühlte als in Trainingsmontur, Fulham konstant in der oberen Tabellenhälfte der Second Division. Alleine das ist ein Verdienst, der ihm angesichts der Schwankungen der Mannschaft in den vorherigen Jahren hoch anzurechnen war. Der aus South Shields, Tyneside, kommende Peart, der in seiner aktiven Karriere für insgesamt acht Mannschaften gegen den Ball trat, war angesichts mangelnder finanzieller Ressourcen zum 'transfer gambling' verdammt. Doch er spielte es gut, dieses Spiel: Neben günstigen, erfolgreichen Transfers - Ronnie Rooke zum Beispiel, der in der Reserve von Crystal Palace herumvegitierte, oder Pat Beasley - baute er vor allem die eigene Jugend in die Planungen ein. So machten Joe Bacuzzi oder Arthur Stevens ihre Debüts in der Ära Peart.

Das große Pech des Mannes von der Tyneside war, wie bei so vielen Millionen Menschen auf dieser Welt, der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges. Sieben seiner dreizehn Jahre fielen in die Kriegszeit, und Fulham spielte in verschiedenen, eilig zusammengewürfelten, regional begrenzten Ligen, zum Beispiel der South Regional League, die 1940/41 sage und schreibe 35 Mannschaften aus dem Süden Englands umfasste. Die Spiele fanden in teils unwirklichen Zuständen statt, zwischen Bomenalarm und Fliegerangriffen. Doch die Bevölkerung dankte es den Fußballteams und so stehen die Spiele auch beispielhaft für die Stimmung, die Großbritannien zu dieser Zeit erfasste und die in erster Linie vom Königshaus in Person von König George VI. und seiner Frau Elizabeth vermittelt wurde: Nein, wir lassen uns nicht unterkriegen - und wir werden unser gesellschaftliches Leben nicht erlahmen lassen.

Und die Spieler, die zu dieser Zeit für Fulham spielten - neben einer Stammbesatzung reisten vor allem landesweit bekannte Stars hin und her, 'wartime guests' nannte man das, liest sich wie ein 'Who is Who' des Fußballs.
Aber auch etablierte Spieler zeigten während des Krieges Glanzleitungen: Ronnie Rooke beispielsweise erzielte in 199 Toren in den sieben Jahren stolze 212 Tore.


Ronnie Rooke im Craven Cottage
Der Verkauf dieses Topstürmers kurz nach dem Krieg war übrigens recht kontrovers: Arsenal wollte den bei den Fans überaus beliebten Rooke kaufen. Peart bat Arsenal's Tom Whittaker, sein Auto einige Straßenzüge vom Craven Cottage entfernt zu parken. Sonst würden die Fans von der Aktion erfahren und das Auto zerlegen. Allerdings ging alles 'gut'. Rooke wurde verkauft und spielte noch drei Jahre erfolgreich bei den 'Gunners'.

 Es ist sicherlich Pearts größte Leistung, den Verein hier zusammengehalten zu haben und gleichzeitig mit zahlreichen jungen Spielern schon das Rückgrat der erfolgreichen Teams der Nachkriegszeit zu formen.
Als er im September 1948 mit grade mal 59 Jahren nach kurzer und schwerer Krankheit verstarb, war er immer noch im Amt und hatte ein schlagkräftiges Team aufgebaut. Es gehört wohl zur Ironie der Geschichte, dass er es nie in Vollendung gesehen hat: Doch die Spieler dankten es ihm, und feierte am Ende der Saison 1948/49, in der Peart nach kurzer Krankheit nach vier Spieltagen verstorben war, die Meisterschaft in der Second Division. Stars dieser Mannschaft waren die Klublegenden Len Quested und Bedford "Beddy" Jezzard, Arthur Stevens und Arthur Rowley.

Der ehemalige Spieler Frank Osborne, seit Kriegsende Director of Football, folgte auf Peart, wenn auch äußert wiederstrebend. Der in Südafrika geborene Osborne war von 1921-1924 Spieler für die Whites, bevor er aus finanziellen Gründen zu Tottenham ging. Jahre später kam er zurück und führte Fulham durch die ersten zwei Jahrzehnte der Nachkriegszeit, als Schnittstelle zwischen Vorstand und Management. Osborne war in den 20ern Fulhams erster englischer Nationalspieler. Er bevorzugte die Arbeit im Hintergrund - und so führte er Fulham nur als Interimslösung, wie noch ein weiteres Mal wenige Jahre später.

Er konnte den erstmaligen Aufstieg in die First Division übersehen. Pearts frühzeitiges Ableben scheint die Mannschaft zusammengeschweißt zu haben. Und so gewann man nach seinem Tod 22 der 36 Spiele - und holte den Titel. Osborne rückte wieder ins zweite Glied zurück, ein anderer übernahm.

Bill Dodgin, Sr., ein Spieler der Vorkriegszeit und in den Jahren zuvor für den FC Southampton verantwortlich, wurde 1949 zum Nachfolger von Osborne berufen. Doch die Mannschaft war noch nicht reif für die Division One. Drei Jahre Abstiegskampf folgten, am Ende der dritten Saison stand schließlich der Abstieg. Dodgin selbst machte es sich nicht leichter, indem er Publikumsliebling Len Quested verkaufte und seinen eigenen Sohn, den späteren Fulham-Trainer Bill Dodgin, Jr., aufstellte.

Bill Dodgin, Sr. (r.) mit dem 17jährigen Bobby Robson, c. 1950

Auch die Youngster, die er einbauen wollte, etwa die späteren Ikonen Johnny Haynes und Sir Bobby Robson, waren noch nicht weit genug, um Einfluss auszuüben. Und so wurde er 1953 entlassen.

Doch der Frohnatur Dodgin verkraftete den Rauswurf und arbeitete bis 1972 noch erfolgreich bei Brentford, Sampdoria und den Bristol Rovers. Als Trainer der 'Pirates' traf er im November 1970 sogar auf seinen Sohn, der Trainer der Cottagers war. Der Senior behielt die Oberhand.


Ron Greenwood (l.) köpft den Ball gegen Ipswich über das Tor (Tor: Ian Black), 5.3.55
Auf Dodgin, Sen. folgte, nach einer dreijährigen Episode unter Osborne, während der Robson und Johnny Haynes endgültig den Durchbruch schafften, der Schotte Dugald "Doug" Livingstone. Livingstone war ein erfahrener und weitgereister Manager, vielleicht einer der besten und gleichzeitig verkanntesten aller Manager in Fulhams langer Geschichte.



Robson, Jezzard, Haynes (v.l.n.r.)
Unter ihm wirkte das vielleicht begnadetste Sturmtrio, dass das Craven Cottage je gesehen hat: Bedford Jezzard sowie die beiden Jungstars Haynes und Robson. Auch wenn Livingstone zwei von ihnen bis 1958 verlor, Jezzard aufgrund einer Verletzung und Robson nach Vereinswechsel - dies bleibt sein größter Verdienst.

Auch der spätere Weltmeister George Cohen und Torwart Tony Macedo gaben unter Livingstone ihre Einstände im Fulham-Dress. Jedoch verließ Livingstone Fulham schon 1958, weil seine Frau Heimweh hatte. Die Familie kehrte nach Schottland zurück und ein ehemaliger Stürmer übernahm das Ruder bei den Cottagers - die noch in der zweiten Liga zuhause waren. Aber nicht mehr lange. Doch zu der ersten "Goldenen Ära" mehr in der nächsten Woche.


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Nächste Woche: Die erste Goldene Ära - Weltstars im Fulham-Dress und die Reise nach Wembley. 1958-1975.