Montag, 4. Oktober 2010

Alles "Roy, Roy, Roy" in Liverpool? - Ein Exkurs

(Sir) Roy Hodgson hat es bei seinem neuen Arbeitgeber an der Mersey derzeit alles andere als leicht.
Genau genommen ist er sogar ziemlich angeknockt. Die Reds aus Liverpool stehen aktuell sogar auf einem Abstiegsplatz, nach einer katastrophalen Heimniederlage (!) gegen den FC Blackpool (!). Man hat grade mal 5 Punkte auf dem Konto und steht nach 7 Spieltagen auf dem 18. Rang der Premier League-Tabelle.

Während viele Fulham-Fans mit einem Hauch Schadenfreude nach Liverpool schauen, fragt sich Hodgson möglicherweise inzwischen, warum er diesen Posten überhaupt angetreten hat.

Dies ist auch meine Ausgangsfrage gewesen: Warum macht er das? Hat er sich einfach verpokert, sich selbst gar überschätzt?

Eine konkrete Antwort zu finden fällt schwer, mittlerweile bezweifle ich sogar, dass Roy selbst sie hat.

Als er Anfang Juni nach zwei furiosen Jahren bei Fulham "Goodbye!" sagte und der Themse mit Ziel Merseyside den Rücken kehrte, waren viele Fans der Ansicht, dass er der optimale Mann ist, um die schlingernden Scouser wieder zurück in die Spur zu hieven. Die waren nach einer Saison frei nach dem Motto "Pleiten, Pech & Pannen" mit Platz 7 gerade noch so in die internationalen Ränge getaumelt und hatten daraufhin (wohl hauptsächlich aus finanziellen Gründen) den unglücklichen Spanier Rafa Benitez entlassen. Dieser war bei den Kopites prinzipiell jedoch nicht unbeliebt, was die Sache für Roy natürlich nicht leichter machte.

Als Hodgson ankam, gab es dennoch sowohl in Klub und Fanbase eine breite Aufbruchstimmung. "Schlimmer geht es ja kaum noch", war ein beliebtes Credo, mit dem sich Verein und Anhänger gemeinsam Mut zusprachen. Hodgsons relativ unprominenter Lebenslauf störte da kaum, war sogar förderlich. Und seine Transferpolitik gefiel: Er hielt die beiden letzten großen Stars Anfields, Steven Gerrard und Fernando Torres, und holte mit Joe Cole einen echten Topspieler nach Liverpool. Der Transfercoup wurde auf der Insel gefeiert - vor allem, da Cole ablösefrei kam. Das war auch Milan Jovanovic (der Deal wurde noch von Benitez eingefädelt).
Zudem holte Hodgson Raul Meireles, die Perspektivspieler Jonjo Shelvey und Danny Wilson, Keeper Brad Jones, den Dänen Christian Poulsen und Paul Konchesky von Fulham für insgesamt knapp 30 Mio.

Er musste (vor allem wegen der knappen Kassen) mit Javier Mascherano, Yossi Benayoun (auch unter Benitez eingefädelt) und Albert Riera einige Spieler mit internationalem Niveau verkaufen.

Liverpool Calling: Roy Hodgson (l.) und Paul Konchesky
                                          
Und Hodgson wurde zum ersten Mal gescholten: Wie konnte der es denn wagen, für knapp 4 Mio. den Durchschnittsspieler Konchesky zu holen und dafür im Gegenzug die beiden vielversprechenden Youngster Lauri Dalla Valle und Alex Kacaniklic zu Fulham ziehen zu lassen?
Vor allem Dalla Valle galt als legitimer Nachfolger von Fernando Torres, als Riesentalent.

Da Roy gleichzeitig auch noch Krisztian Nemeth ziehen ließ, schlugen ihm die negativen Kritiken nur so um die Ohren. Er setze nicht auf die Jugend; diesen Vorwurf musste er sich auch schon bei Fulham gefallen lassen.

Nun also zusätzlich noch der katastrophale Saisonstart mit nur einem Sieg und zwei Unentschieden aus 7 Spielen. Dazu noch die Niederlagen gegen Manchester United und Blackpool.

Ausgang offen. Erste Wettbieter nehmen schon Beträge bzgl. einer Entlassung Hodgsons vor Weihnachten an.

Quo vadis, Roy?
Mr Fulham


PS: Da Roy ja ein Teil der jüngeren Fulham-Geschichte ist, dachte ich, dass es durchaus angebracht wäre, wenn ich mich zu den Vorgängen an der Mersey hier auch nochmal gesondert äußere.

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